Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe
Sexualisierte Gewalt kann viele Formen haben. Sie kann Teil häuslicher Gewalt sein, sie kann in Form der Genitalverstümmelung auftreten. Sie kann aber auch als Kriegswaffe eingesetzt werden. Bei dieser Art und Weise erfolgt die Vergewaltigung systematisch. Sie ist eine Taktik, um die feindliche Gruppe zu schädigen. Durch die Vergewaltigung der Frau gehen Familien zu Bruch. Misstrauen erwächst, Dorfgemeinschaften entzweien sich. Sie verstoßen Kinder, die aus Vergewaltigungen hervorgehen, oft gemeinsam mit ihren Müttern. So ist der Gewaltakt auch in den folgenden Generationen zu spüren.
Das wirkt unheimlich destabilisierend auf die Gesellschaften. – Jeanette Böhme, medica mondiale
Die Täter können staatliche Akteure sein oder Milizen. Doch die wenigsten müssen sich vor Gericht verantworten. In Kriegsgebieten, in denen völliges Chaos herrscht, ist eine gerechte Strafverfolgung oft nur beschränkt möglich. Machthabende nutzen ihre Position aus und verhindern gleichzeitig, dass sich vor Ort etwas ändert. Daher erstatten wenige Frauen Anzeige. Viele sind auch traumatisiert und wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen.
Die Frauen haben Angst, von der Gewalt zu berichten. Denn was ist das Resultat, wenn sie das öffentlich machen? – Nicola Popovic, Gender associations
Was macht die UN?
Die UN kümmert sich um Verbrechen, die von sogenannten „Einzelfällen“ abweichen, also strukturiert und gehäuft auftreten. So ist sie auch zuständig, um sexualisierte Gewalt im Krieg zu bekämpfen. Zurzeit ist sie in 19 Ländern beobachtend vor Ort.
Was genau sie unternimmt und wo die Probleme liegen, damit hat sich detektor.fm-Reporterin Sarah Mahlberg beschäftigt. Über die Situation von Frauen in Kriegsgebieten hat sie mit Jeanette Böhme von der Frauenrechtsorganisation „medica mondiale“, mit Silke Görbing vom psychosozialen Zentrum „Mosaik“ und mit Nicola Popovic gesprochen, die selbst lange in der Frauenarbeit für die UN tätig war.
Redaktion: Sarah Mahlberg