Sexualkunde: notwendiges Übel
Betrachtet man die Diskurse um Sexualität in der deutschen Gesellschaft, hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren viel getan. Die gleichgeschlechtliche Ehe wurde vor dem Gesetz eingeführt, die Zahl alleinerziehender Elternteile wächst und intergeschlechtliche Menschen können das dritte Geschlecht im Personalausweis eintragen lassen.
Und doch werden all diese Veränderungen nicht oder nur bedingt in der Schule vermittelt. Es gibt Eltern, die die Aufklärung in der Schule gerne später vermitteln wollen oder ganz verbieten würden.
Es wäre so wichtig, im Sexualkunde-Unterricht Themen wie Consent zu vermitteln: Was ist für mich okay, was ist für den anderen okay?
Lara Cyrani, Stadtschüler*innenvertretung München

Nur wer Bescheid weiß, kann sich eine Meinung bilden
„Ist die Größe des Penis wichtig beim Sex?“, „Tut es weh, wenn der Penis in die Vagina eindringt?“, „Welche Verhütungsmittel gibt es?“ – solche und viele weitere Fragen wünschen sich Kinder und Jugendliche zu klären. Die eigenen Eltern werden dafür immer seltener als ansprechbar wahrgenommen. Die Wissbegier nach moderner Sexualkunde ist groß. Dementsprechend hoch ist auch der Aufklärungsanspruch an die Schulen. Doch oft wird dieser nicht erfüllt. Meist werden die Geschlechtsmerkmale erklärt und ein Kondom über einen Holzpenis gezogen. Die Fragen bleiben offen und werden dann im Internet oder im Freundeskreis geklärt.
Themen wie Sexualität und Medien oder Pornografie oder Fragen zum ersten Mal Sex fallen in der Sexualkunde oft hinten runter.
Heinz-Jürgen Voß, Professor für Sexualwissenschaft der Hochschule Merseburg

Wie kann Sexualkundeunterricht zeitgemäßer gestaltet werden? Darüber spricht detektor.fm-Moderator Lars Feyen mit dem Professor für Sexualwissenschaft der Hochschule Merseburg, Heinz-Jürgen Voß.
Außerdem gibt Lara Cyrani Denkanstöße und Wünsche für eine modernere Sexualerziehung im Unterricht. Sie ist Schülerin an einem bayrischen Gymnasium und im Vorstand der Stadtschüler*innenvertretung München.