Sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch?
In Zeiten von #metoo tauchen immer wieder Vorwürfe von Belästigung und Machtmissbrauch auf. Medien berichten darüber. Bei einem aktuellen Fall ist aber ein Sender selbst involviert: Ein Auslandskorrespondent des WDR soll Frauen sexuell belästigt haben. In einem konkreten Fall geht es um eine Praktikantin, die ihm zugeteilt war. Sie schildert den Fall selbst so: Als die beiden in einem Hotel übernachten sollen, lädt er die junge Frau in sein Zimmer ein. Er hat Champagner bereitgestellt und fängt an, auf seinem Laptop Pornos abzuspielen. Die Praktikantin geht.
Hilfe suchen!
Fünf Jahre später hat sie ein Gespräch mit einer Freundin, die von einer ähnlichen Situation erzählt. Sie rät ihr, das nicht hinzunehmen, und bemerkt, dass sie als damals 22-Jährige selbst nichts unternommen hat. Das bewegt sie dazu, sich bei Chefredakteurin Sonia Mikich zu melden. Sie persönlich hat die Ereignisse aufgearbeitet.
Es geht nicht um Vergewaltigung, trotzdem ist es eine Form von sexueller Belästigung. Es ist vor allem eine Form von Machtmissbrauch. Deswegen haben wir das auch Ernst genommen. – Marta Orosz, correctiv.org
Und der Fall der damaligen Praktikantin soll nicht der einzige sein: Auch eine andere Kollegin habe sich über den gleichen Korrespondenten beschwert. Auf die Frage nach einem unverbindlichen Treffen sei er sehr schnell direkt geworden und habe von seiner offenen Ehe erzählt. Er habe sich selbt ein ein „Alpha-Tier“ genannt, das „immer bekommt, was es will“.
Die Konsequenzen des WDR
Letztendlich sehe der Korrespondent im Fall der Praktikantin sogar ein, dass es sich um sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch handelt. Als Konsequenz habe der Beschuldigte vom Sender nach einigen Gesprächen einen Eintrag in die Personalakte bekommen. Das Recherchezentrum correctiv.org hat zusammen mit dem Stern zu dem Fall recherchiert und herausgefunden, dass er darüber hinaus kein Auslandsstudio mehr leiten dürfe.
Über die Vorfälle und wie damit umgegangen wird, darüber hat detektor.fm-Moderator Lars-Hendrik Setz mit Marta Orosz von correctiv.org gesprochen.