US-Turnerinnen über Jahre missbraucht
Der Fall Larry Nassar hat diese Woche international für Schlagzeilen gesorgt: Ein Gericht hat den ehemaligen Teamarzt der amerikanischen Kunstturnerinnen zu 40 bis 175 Jahren Haft verurteilt. Der Grund: Er hatte seine Stellung als Arzt über Jahrzehnte ausgenutzt, um Turnerinnen sexuell zu missbrauchen. Doch nicht nur in den USA auch in vielen anderen Ländern diskutieren Medien sexuelle Gewalt im Sport aktuell intensiv.
Zum Beispiel in Österreich: Denn dort haben die Enthüllungen einer ehemaligen Skirennläuferin zur Aufdeckung einer ganzen Reihe von Missbrauchsskandalen geführt. Erst kürzlich ist so beispielsweise bekannt geworden, dass der österreichische Ski-Olympiasieger Toni Sailer in den 70er Jahren eine Frau vergewaltigt haben soll. Und nicht nur das: Politik und Verbände sollen damals Bescheid gewusst und geholfen haben, den Fall zu vertuschen.
Sexuelle Gewalt im Sport auch in Deutschland
Eine aktuelle Studie der Sporthochschule Köln zeigt, dass sexuelle Gewalt auch im deutschen Leistungssport ein Problem ist. 1.800 Kaderathletinnen und -athleten haben die Sportwissenschaftler für ihre Studie befragt. Das Ergebnis: 37 Prozent geben an, schon mal sexuelle Gewalt im Sportkontext erlebt zu haben. Doch hat das Thema hierzulande noch längst nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie im Nachbarland Österreich.
Es ist leider immer so, dass wenn gerade nicht viel medial an die Öffentlichkeit kommt, wird ignoriert, heruntergespielt und beschwichtigt. Erst wenn ein gewisser Punkt an Aufmerksamkeit, an Druck erreicht wird, setzt das Handeln ein. – Nikola Staritz von der österreichischen fairplay-Initiative
Warum werden gerade Sportlerinnen und Sportler so häufig Opfer sexueller Gewalt? Was man tun muss, um sexuelle Gewalt im Sport in Zukunft zu verhindern? Das hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop die österreichische Politikwissenschaftlerin Nikola Staritz gefragt. Sie ist Mitarbeiterin von fairplay, einer Initiative, die sich für Vielfalt und gegen Diskriminierung im Sport einsetzt.
Redaktion: Jan Philipp Wilhelm