Auch im 21. Jahrhundert gibt es Sklaverei. Das zeigt nicht zuletzt der kürzlich erschienenene Global Slavery Index 2014 der australischen Walk Free Foundation. Laut Bericht leiden weltweit fast 36 Millionen Menschen unter modernen Formen der Sklaverei.
Wer denkt, davon wären nur arme Länder des globalen Südens betroffen, der irrt sich. Auch in Europa sind und bleiben Sklaverei, Menschenhandel und Zwangsarbeit weiterhin ein Problem: fast 500.000 Fälle von Sklavenhaltung gibt es in Europa – schätzen zumindest die Macher des Reports. Für gewöhnlich fallen bei dem Thema moderne Sklaverei Stichworte wie Zwangsprostitution oder Sweatshops – Cannabis ist eher selten dabei. Doch das könnte sich bald ändern, denn in den letzten Jahren häufen sich Berichte über Zwangsarbeit und Sklaverei auf Cannabis-Plantagen in Europa.
Auf der Plantage eingesperrt
Irland und Großbritannien sind besonders betroffen, doch auch in Deutschland, Östereich und Tschechien wurden Fälle von Zwangsarbeit auf Cannabis-Plantagen bekannt. Kriminelle Organisationen schleusen Menschen unter falschen Versprechungen nach Europa. Dort angekommen, werden sie unter Androhung von Gewalt zur Arbeit gezwungen. Bezahlt werden sie nicht, und wenn bekommen sie nur einen Bruchteil des versprochenen Lohnes.
Zu den Opfern gehören meist Menschen aus Südost-Asien. Die meisten von ihnen stammen aus China und Vietnam. Sie werden auf das Land gebracht und müssen in den illegalen Anlagen arbeiten. Die Tür wird von außen verschlossen.
Opfer werden kriminalisiert
Wenn die Polizei die illegalen Plantagen entdeckt, sind es oft nur die Zwangsarbeiter, die sie vor Ort vorfinden. Sie sind es, die sich vor Gericht für den illegalen Anbau von Cannabis verantworten müssen. Sklaverei und Menschenhandel spielen in den Verhandlungen kaum eine Rolle. Während die Opfer wegen Drogenhandels eingesprerrt werden, kommen die Hintermänner ungestraft davon.
Sklaverei ist aktuell wie lange nicht
Warum der illegale Cannabis-Anbau in Europa für Menschenhändlern attraktiv ist und warum gerade Irland und Großbritannien so stark betroffen sind, darüber haben wir mit Gráinne O’Toole vom Migration Rights Center Ireland gesprochen. Sie ist Co-Autorin des Reports.