Go west
Als der Ostblock begonnen hat zu bröckeln, haben sich immer mehr auf den Weg gemacht. Seit 1987 sind rund drei Millionen Spätaussiedler nach Deutschland gekommen. Die Mehrheit davon aus der untergehenden Sowjetunion. Sie hofften auf ein besseres Leben in Deutschland.
Stigmatisierung als Nazi, Stigmatisierung als Russe
Doch die Hoffnung zerschellte schnell auf dem Boden der Wirklichkeit. Erneut haftete den Deutschstämmigen ein Stigma an. In den alten Sowjetrepubliken wurden sie als Nazis beschimpft – Nachwehen des Zweiten Weltkriegs. Zurück in ihrer Heimat waren sie plötzlich wieder Ausländer. Wer nicht einwandfrei Deutsch spreche, könne kein Deutscher sein, so war die landläufige Meinung.
Die Politik kann nicht nur aus den Erfolgen bei der Integration von Spätaussiedlern lernen, sondern auch aus den Mängeln und Unterlassungen, die passiert sind. – Alfred Eisfeld, Historiker
Seit Mitte der Nuller-Jahre sind die Übersiedlungen dann zunehmend zurückgegangen. Waren es 1990 noch knapp 400.000 Spätaussiedler, kamen 2012 nicht einmal mehr 2.000. Doch mittlerweile ändert sich das. Seit sechs Jahren hat sich die Zahl der deutschstämmigen Einwanderer fast vervierfacht: 7.100 kamen im vergangenen Jahr.
Spätaussiedler unter dem Radar der Medien
Dennoch spricht heute kaum jemand über Spätaussiedler. Stattdessen bestimmt die Flüchtlingskrise des Jahres 2015 die Migrationsdebatte. So ist in Vergessenheit geraten, wer überhaupt Spätaussiedler sind und wieso sie ohne Asylverfahren nach Deutschland reisen dürfen.
Über den historischen Ursprung von Spätaussiedlern und was die Politik von deren Integration lernen kann, hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit dem Historiker Alfred Eisfeld gesprochen. Er ist selbst Russlanddeutscher und forscht seit Jahrzehnten zum Thema Spätaussiedler.
Redaktion: Jan Philipp Wilhelm und Philipp Weimar