Anonyme Bewerbung sorgt für Chancengleichheit
Ein ausländisch klingender Name verringert die Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Bei identischer Qualifikation werden Männer meist kompetenter eingeschätzt, als Frauen – nicht nur in der Wissenschaft.
Unfair? Ja. Aber trotzdem die Regel. Gerechtere Chancen gäbe es nur, wenn Bewerbungsverfahren anonym laufen würden. Viele meinen, das sei nicht machbar.
Anders sieht man das in der Stadt Celle. Dort wurde vor vier Jahren ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren eingeführt. Seitdem haben mehrere Bundesländer und Unternehmen am entsprechenden Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes teilgenommen.
Das anonymisierte Bewerbungsverfahren zeigt auch nach außen: Wir sind objektiv und wir bewerten nach sachlichen Kriterien. – Jockel Birkholz
Das Ergebnis: Tatsächlich profitieren vor allem Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund vom anonymen Verfahren. Chancengleichheit für alle, zumindest wenn es um die Einladung zum Bewerbungsgespräch geht.
Im Ausland gängige Praxis
Während in Großbritanien, Kanda und den USA die anonymisierten Bewerbungsverfahren längst etabliert sind, wird in Deutschland nicht flächendeckend auf die anonyme Bewerbung gesetzt. Auch in anderen europäischen Ländern wird das Verfahren getestet. So hat Belgien beispielsweise die anonyme Bewerbung im öffentlichen Sektor beibehalten.
Warum das hier so schleppend anläuft, fragen sich derweil viele. Über die Erfahrungen des vierjährigen Tests hat detektor.fm-Moderatorin Jennifer Stange darum mit Jockel Birkholz gesprochen. Er ist Fachdienstleiter Personal in der Stadt Celle.
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