Im Landkreis Rotenburg, zu dem auch die Gemeinde Bothel zählt, wird Erdgas durch das Fracking-Verfahren gefördert. Allein 50 Anlagen befinden sich in Bothel. Beim Fracking-Verfahren werden Chemikalien freigesetzt, die als krebserregend gelten. Hat das für eine erhöhte Krebsrate in der Region gesorgt?
Unsicherheit unter der Bevölkerung
Ein großer Teil der Bevölkerung vor Ort sieht das Fracking-Verfahren kritisch. Die Skeptiker fürchten, dass die Erdgasanlagen die Ursache für die zahlreichen Krebsneuerkrankungen in der Region sein könnten. Denn laut den Statistiken des EKN, des Epidemiologischen Krebsregisters Niedersachsen, kommen Neuerkrankungen von Leukämie hier mehr als doppelt so oft vor wie in anderen Regionen.
Also man muss zunächst einfach aus wissenschaftlichen Gründen sagen, es ist unklar, aber das Problem ist ja nicht neu. Wir haben in den USA, Kanada, in Australien wirtschaftsunabhängige Institute und Gutachter, die dort auch schon festgestellt haben, je dichter eine Bevölkerungsgruppe an diesen Förderungsstellen lebt, umso häufiger kommen dort bösartige Erkrankungen vor. – Dr. med. Paul-Matthias Bantz, Umweltmediziner
Die Verunsicherung verbreitet sich immer mehr in Bothel. Mittlerweile bringen mehrere Bürgerbewegungen ihren Unmut zum Ausdruck und protestieren gegen den Einsatz des Fracking-Verfahrens.
Warum gibt es eine erhöhte Krebsrate?
Eine ganze Gemeinde ist in großer Sorge. Nun hat sich auch eine Initiative von über 200 Ärzten des Landkreises Rotenburg zusammengeschlossen. In einem offenen Brief haben die sich an das niedersächsische Gesundheitsministerium gewandt. Sie fordern eine Untersuchung, die über die möglichen Gründe für die erhöhte Krebsrate aufklärt. Unter anderem sollen dabei auch die Fracking-Anlagen als potenzielle Ursache untersucht werden.
Wir hören immer wieder von der Industrie, die Grenzwerte werden eingehalten. Die Grenzwerte sind ja nichts Anderes als ein Wert, der den Produzenten, sagen wir mal, „erlaubt“, mit den Substanzen umzugehen. Das heißt aber nicht, dass unterhalb dieser Grenzen keine Gesundheitsschäden eintreten, sondern man nimmt das eben einfach in Kauf und erlaubt das. – Dr. med. Paul-Matthias Bantz, Initiator des offenen Briefes
Über die Forderung nach einer Untersuchung und den offenen Brief der Ärzte hat detektor.fm-Moderator Christian Bollert mit Paul-Matthias Bantz gesprochen. Er ist Umweltmediziner und arbeitet für das Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg.
Redaktion: Theresa Strohbach