Friesenbrücke vs. Frachter
Wie überqueren Ostfriesen eine Brücke? – Gar nicht! Das ist leider kein schlechter Witz über die Bewohner von Ostfriesland, sondern im Moment Realität. Am 3. Dezember 2015 krachte es auf der Ems: Der Seefrachter „Emsmoon“ rammte die nicht geöffnete Friesenbrücke.
Bei der Verbindung zwischen den beiden Ufern handelte es sich um eine Zugbrücke, die aufgrund eines Missverständnisses an jenem Abend unten blieb. Seit dem Unfall können Züge und Fußgänger die Brücke nicht mehr überqueren. Nach der ersten Räumung fahren zumindest wieder kleinere Schiffe zwischen den Überresten hindurch.
Wiederaufbau oder Neugestaltung
Die Deutsche Bahn setzt sich in den Verhandlungen für eine schnellstmögliche Lösung ein. Der Konzern will bis 2021 die Friesenbrücke originalgetreu für 30 Millionen Euro wieder aufbauen. Dabei würden auf die Deutsche Bahn, nach Angaben der Emdener Zeitung, 24 Millionen Euro zukommen. Die restlichen vier Millionen Euro muss die Versicherung des Unfallschiffes zahlen.
Ganz andere Pläne hat dagegen das Land Niedersachsen. Dem niedersächsischen Verkehrsminister Olaf Lies gefällt die Idee einer modernen und größeren Friesenbrücke. Allerdings belaufen sich die damit verbundenen Kosten auf 45 Millionen Euro und die Bauzeit würde sich um weitere drei Jahre verlängern. Eine Entscheidung über den Wiederaufbau wurde am 23. Januar erneut vertagt. Der nächste Termin ist der 20. März.
Die Schiffbauer der Meyerwerft in Pagenburg befürworten den Neubau einer Brücke, da diese sich schneller öffnen lässt. Die alte Friesenbrücke war eine Stahlkonstruktion aus dem Jahr 1951. Wenn ein Schiff in der Vergangenheit durchfahren wollte, musste die Brücke für mehrere Tage gesperrt werden. Laut NDR-Informationen stand die Brücke bis zu 50 Tage im Jahr nicht für den Bahnverkehr zu Verfügung.
Unverständnis bei der Bevölkerung
Anlieger sowie Pendler erwarten eine zeitnahe Lösung. So demonstrierten sie unter dem Motto „Wir wollen rüber“ zum Jahrestag des Zusammenstoßes. Derweil wird die Bahnstrecke mit Bussen über die Stadt Leer umgeleitet.
Es gibt keine Fähre. Viele fahren mit dem Auto. Man braucht eine halbe oder ganze Stunde länger. Mit einer weiteren Verzögerung haben wir ein Problem. – Karel Groen, Geschäftsführer des Zweckverbandes Grenzüberschreitende Ems-Dollart-Region
Was die anliegende Bevölkerung außerdem über die Friesenbrücke denkt, erzählt Karel Groen im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer. Er ist Geschäftsführer des Zweckverbandes Grenzüberschreitende Ems-Dollart-Region.