Wie sollen die Einwohner des Städtchens Braunau am Inn mit ihrer Vergangenheit und Hitlers Geburtshaus umgehen? Schon länger wird in der österreichischen Stadt darüber heftig diskutiert. Adolf Hitler ist hier geboren worden, sein Geburtshaus ist noch immer Teil der historischen Altstadt, es steht unter Denkmalschutz.
Hitlers Geburtshaus: Abriss oder Erhalt?
Doch über das Haus, in dem der Diktator geboren wurde, wird neu gestritten: Wie soll man damit umgehen? Abreißen oder erhalten? Als Gedenkstätte nutzen oder leer stehen lassen? Unter Historikern und Denkmalschützern ist ein Abriss keine Alternative. Denn man arbeitet die Vergangenheit nicht auf, indem man sie ignoriert oder gar vernichtet.
Wir sind erstaunt darüber, dass man […] einfach nur abreißen will, nach dem Motto: aus den Augen, aus dem Sinn. – Markus Landerer, österreichische Initiative Denkmalschutz
Auch die Anwohner in Braunau sind sich einig, abreißen lassen möchten das Haus nur die wenigsten. Mittlerweile haben sich sogar Vereine gegründet, die sich für den Erhalt des Hauses einsetzen.
Den Abriss hatte der österreichische Innenminister Wolfgang Sobotka ins Spiel gebracht. Denn nach wie vor zieht das Geburtshaus Nationalsozialisten an, die vor dem Gebäude Selfies machen und es als eine Art Kultstätte feiern. Nur durch einen Abriss könne man ein Zeichen gegen Neonazis setzen, so der Minister. Mit dieser Ansicht steht Sobotka nicht alleine da, auch die Israelische Kultusgemeinde (IKG) befürwortet den Vorschlag.
Entscheidung bis Ende 2016
Nun soll eine Kommission, unter anderem bestehend aus Historikern, darüber entscheiden, was mit dem Haus passieren soll. Bis Ende 2016 soll ein Beschluss stehen.
Was genau gerade in Braunau am Inn vorgeht und welche Argumente die Gegner und Befürworter des Abrisses haben, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit Markus Landerer gesprochen. Er arbeitet bei der österreichischen Initiative Denkmalschutz und setzt sich dort für den Schutz bedrohter Kulturgüter ein.