Mumien unter der Klosterkirche
Das Gewölbe unter der Klosterkirche in Riesa birgt ein schauriges Geheimnis: Dort liegen 29 hervorragend erhaltene Mumien. Damit ist die sächsische Stadt nicht alleine. Grabkammern, in denen Leichen nicht verwest sind, hat man an vielen Orten in Deutschland entdeckt. Pyramiden gibt es hier zwar nicht – dafür aber Gewölbekeller unter Kirchen und Schlössern, in denen die Toten begraben sind. Die meisten von ihnen stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Das ist tatsächlich sehr weit verbreitet. Diejenigen, die sich das leisten konnten, also Adelige, Könige und Kaiser, lassen sich an prominenter Stelle in einer Kirche bestatten. Und deswegen hat man diese Grüfte angelegt. – Amelie Alterauge, Anthropologin
Luftstrom bremst die Verwesung
Die Mumifizierung hält den natürlichen Verfallsprozess des Körpers auf. Das muss nicht zwingend durch Einbalsamierung wie bei den Pharaonen geschehen. Körper können auch auf natürliche Weise mumifizieren. Zum Beispiel in der Wüste, wo Hitze und Wind den Toten die Feuchtigkeit entziehen. Oder sie werden im Eis gefriergetrocknet, wie der bekannte Ötzi. Im Fall der Riesaer Mumien haben zwei Öffnungen an den Seiten der Grabkammer den Verwesungsprozess gebremst. Denn der stetige Luftstrom sorgt dafür, dass die Luftfeuchtigkeit in der Gruft niedrig bleibt.
Forschung in der Gruft
Obwohl die Grabstätte in Riesa schon seit fast 200 Jahren bekannt ist, untersucht sie erst jetzt eine Wissenschaftlerin ausführlich: Die Anthropologin Amelie Alterauge dokumentiert und erforscht die Gruft unter der Riesaer Klosterkirche für ihre Doktorarbeit. Obwohl sie dafür auch schon andere Grabstätten untersucht hat, ist Riesa für sie besonders:
In anderen Grüften gibt es häufig das Problem, dass sie während des Zweiten Weltkriegs oder zu DDR-Zeiten geplündert worden sind. Das ist in Riesa eben nicht passiert. Dort ist die Situation fast noch so wie vor 300 Jahren. – Amelie Alterauge
Über die Gruft unter der Riesaer Klosterkirche und was man darin finden kann, hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit der Anthropologin Amelie Alterauge gesprochen. Sie ist ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Anthropologie am Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern und promoviert an der Universität Heidelberg.
Redaktion: Laura Almanza