Die Gustavstraße in Fürth ist eine Attraktion. Nicht ganz freiwillig allerdings. Denn inzwischen kennt man die beschauliche Kneipenmeile auch weit über die Stadtgrenzen hinaus. Grund ist ein Nachtruhestreit, der in den letzten Monaten zu einem Thema für ganz Mittelfranken, ja sogar die Bundesrepublik geworden ist. Unterhaltungen im Flüsterton – für ein Ausgehviertel klingt das erst einmal absurd. Aber genau das ist das Ziel einiger Fürther. Zum Ärger der Einwohner, die auch nach 22 Uhr gemütlich ein Bier im Freisitz trinken wollen.
Eine Handvoll gegen den Rest der Stadt
Der Streit geht zurück ins Jahr 2010, als sich achtzig Einwohner, damals anonym, bei der Stadtverwaltung über den Lärmpegel in der Gustavstraße beschwert haben. Davon sind nur noch eine handvoll übrig. Im Fokus der regionalen Medien steht besonders ein Anwohner, der inzwischen gar nicht mehr in der Gustavstraße lebt. Das Ziel: Die gesetzliche Lärmgrenze von 45 Dezibel darf nicht überschritten werden. Auf einer Kneipenmeile lässt sich das aber praktisch nicht umsetzen. Selbst ein normales Gespräch im Freien ist so kaum möglich.
Trotzdem: Die Ruhegestörten klagten und bekamen Recht. Die Auswirkungen sind auch beim traditionellen Grafflmarkt Mitte September zu spüren gewesen. Wirte mussten den Ausschank im Freien bereits zwei Stunden früher stoppen. Immerhin: Für viele Kneipenbetreiber ist der Konflikt eine gute Werbung. Neue Gäste kommen und wollen sehen, was da eigentlich los ist.
Gustavstraße ist das Thema am Tresen
Auch, wenn einem – ruhigen – Feierabendbier in der Gustavstraße zumindest am Frühabend wenig im Wege steht: Eine Lösung des Konfliks ist nicht in Sicht. Und so wie früher ist sowieso nichts mehr in der Fürther Altstadt. Denn inzwischen gibt es am Tresen kaum ein anderes Thema. So werden die Kneipenabende in Fürth zwar nicht aussterben – monoton werden sie aber allemal.
Das sieht auch Thomas Steigerwald so. Der Geschäftsführer beim Fürther Verein Medien Praxis hat sich in einem Dokumentarfilm mit dem Lärmstreit auseinander gesetzt, für den er mit seiner Kollegin auch mit einem Preis der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien ausgezeichnet wurde. Im Interview betont er, dass eine Einigung außerhalb des Gerichtssaals am sinnvollsten wäre.