Die Ehe muss wirklich schrecklich sein. Fast schon wie ein Käfig. Auf diese Gedanken kann man leicht kommen, wenn man die deutschen Junggesellenabschiede (kurz „JGA“) an den Wochenenden beobachtet. Dabei ist die Tradition älter als das aktuelle Phänomen in deutschen Innenstädten. Denn schon vor Jahrzehnten haben die zwei Heiratswilligen einen Abend vor der Hochzeit, meist nach Geschlechtern getrennt, ein letztes Mal die Sau rausgelassen.
Peinliche Angelegenheit
Doch heutzutage werden viele der Abschiede immer exzessiver, lauter und alkoholgetränkter gefeiert. Zumindest was die öffentlich ausgetragenen Junggesellenabschiede angeht, haben viele diesen Eindruck. Denn das Ganze wird heutzutage auch noch durch Plüschhasen-Kostüme, Bauchläden und erwachsene Menschen auf Bobby-Cars intensiviert. Die Gruppen ziehen dann oft an den Wochenenden durch die Stadt und verkaufen Küsschen, Schnäpse und nutzlosen Kram für wenig Geld.
Regensburg hat genug
Im bayerischen Regensburg reicht das jetzt einigen. Denn eine Gruppe von knapp zwanzig Gastronomen hat sich jetzt gegen die Feiernden gestellt. Sie wollen alle keine Junggesellenabschiede mehr in ihre Lokale lassen. Regensburg ist mittlerweile ein besonders beliebter Ort für die Feiernden aus dem ganzen Umland.
Die Stadt hat nämlich einige praktische Vorteile, die nicht nur Touristen und Studenten anziehen. Die größte mittelalterliche Altstadt Deutschlands ist eine fast durchgängige Fußgängerzone und hat in Süddeutschland die größte Kneipendichte.
Es ist in Regensburg eher die Frequenz. Wenn man nur zwei bis drei Junggesellenabschiede am Abend hat, dann ist das in das Stadtbild integriert, aber bei uns sind das am Abend locker bis zu zwanzig Junggesellenabschiede in der Stadt. – Tobias Nerb, Palletti-Bar
Die Betreiber haben genug. Scheinbar haben die Feierwütigen in Regensburg den Bogen überspannt. Welche Gründe genau ausschlaggebend gewesen sind und was sich die Gastronomen von dem Rausschmiss versprechen, hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit Tobias Nerb besprochen. Er betreibt die Palletti-Bar im Regensburger Altstadtkern und will keine Junggesellenabschiede mehr in seine Bar lassen.
Redaktion: Roberta Knoll