Der Fauxpas der Identitären
Wichtige Dokumente niemals liegen lassen. Das ist jetzt nicht eben ein Geheimtipp. Trotzdem hat die rechtsextreme Gruppe „Identitäre Bewegung“ ihre Schulungs- und Strategiepapiere in der Kneipe vergessen.
Als sie sich am 17. Februar im schwäbischen Memmingen zum Stammtisch treffen wollte, wussten antifaschistische Aktivisten schon Bescheid. Die Identitären ergriffen die Flucht und dabei ist es passiert: Sie vergaßen ihre Papiere. Auf Indymedia wurden die Dokumente nun veröffentlicht.
„Identitären Bewegung“ – patriotisch oder nationalistisch?
Die „Identitäre Bewegung“ ist aus dem französischen „bloc identitaire“ hervorgegangen. Sie selber sehen sich laut eigener Aussage als Patrioten, aber nicht als Rassisten. Trotzdem kann man sie politisch bei den „Neuen Rechten“ einordnen.
Besonders allergisch reagierten die Identitären bisher, wenn man sie Nationalisten nannte. Durch den Leak wird nun deutlich, dass die Gruppe sich selbst als nationalistisch bezeichnet.
Blaupausen für den Meinungskampf
Bei den Dokumenten handelt es sich um 55 Seiten Schulungs- und Strategiepapiere. Neben Vorlagen, wie man seine eigenen Gruppen gründen kann, finden sich auch Angaben, wie man sich zum Beispiel bei einer polizeilichen Durchsuchung verhalten soll. Ähnlichkeiten zu Material aus linken Gruppen sind deutlich.
Experten, die sich mit der Gruppe „Identitäre Bewegung“ näher beschäftigen, sehen in den Dokumenten nur ihre bisherigen Vermutungen bestätigt. Darin bekommen die Mitglieder Ratschläge, wie sie Diskussionen führen sollen: die Aussagen der politischen Gegner oder Journalisten extremer drehen, viele Gegenfragen stellen, die man eigentlich nur bejahen kann, oder Gefühle mit ins Spiel bringen.
Als Diskursstrategie ist detailliert geschrieben: Argumente der Gegenpartei aufnehmen und ins Absurde überhöhen. – Danijel Majic, Journalist
Die Identitären arbeiten zudem viel mit Bildern, die im Internet viral gehen sollen. Eine Vorgehensweise, die für Experten nicht neu ist.
Durch die geleakten Dokumente haben jetzt nicht nur Journalisten die Möglichkeit, rechte Gruppierungen konkreter und stichhaltiger einzuordnen. Auch die Zivilgesellschaft kann effektiver Strategien gegen sie entwickeln. Dabei gibt es eine ziemlich einfache Methode, meint Journalist Danijel Majic. Er beschäftigt sich schon länger mit der Gruppe und spricht darüber mit detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer.
Redaktion: Conny Poltersdorf