Plauen: Fünf Wohnungsbrände, ein Vermieter
Zuerst brennt es im Dezember 2015. Eine Frau zündet in einem Wohnhaus in Plauen einen Papierstapel an. Zwei Jahre später brennt es gleich dreimal – zunächst in einigen Garagen im April. Kurz darauf, im Juni wieder ein Hausbrand, laut Polizei ein technischer Defekt. Im Dezember folgt dann ein Feuer in einem Wohnhaus, unter den Brandopfern sind diesmal auch mehrere Romafamilien. Eine Gruppe Neonazis bejubelt den Brand. Schließlich brennt es zwei Monate später ein paar Straßen weiter, schon wieder sind Romafamilien unter den Betroffenen.
Tatsächlich gehören alle Häuser demselben Vermieter. Nach den Recherchen von Sarah Ulrich für die taz am Wochenende vermietete er insbesondere an sogenannte Randgruppen, und verschaffte ihnen daraufhin Arbeit als Reinigungskraft oder Bauhelfer. Eine Mitarbeiterin der Flüchtlingshilfe Plauen sowie das zuständige Jobcenter vermuten dahinter eine Strategie zum Sozialleistungsbetrug.
Zwischen Drogensüchtigen und Rechtsextremen
Der Tatverdächtige im Brand vom Februar 2018, Sebastian M., hat unterdessen die Tat gestanden und sitzt in Untersuchungshaft. Vor wenigen Tagen hat der Prozess gegen ihn begonnen. Er soll laut Ulrich zu jenen Kreisen in Plauen gehören, in denen Rechtsextreme auf Drogenabhängige treffen. Diesem Umfeld gehöre auch der Tatverdächtige des vierten Brandes, Jens W., an. Das Verfahren gegen ihn wurde allerdings letzten Sommer eingestellt.
Diese Clique um die Tatverdächtigen ist auf jeden Fall nicht unpolitisch. […] Allerdings ist unsere Vermutung, dass das keine organisierte rechte Szene ist, sondern Leute bei denen die Grenzen ein bisschen verwischen. Aus dem Drogenmilieu, sozial Schwache und eben diejenigen, die auch mit Rechten zu tun haben. – Sarah Ulrich, Journalistin
Über ihre Recherche zu den Bränden in Plauen und der rechtsextremen Verbindungen des mutmaßlichen Brandstifters hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Journalistin Sarah Ulrich gesprochen.
Redaktion: Valérie Eiseler