Die Friedliche Revolution im Herbst 1989 jährt sich in diesem Jahr zum 25. Mal. Schon ein Vierteljahrhundert ist es her, dass 70.000 Demonstranten durch die Leipziger Innenstadt gezogen sind, um für Presse-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit zu protestieren. Viele Menschen haben an diesem Montag an einem der Friedensgebete in der Innenstadt teilgenommen.
Ein Kamerateam filmt die Demonstrationen
Ein solches Friedensgebet leitet damals auch Hans-Jürgen Sievers. Der heute 71 Jahre alte Mann war damals Pfarrer der evangelisch-reformierten Gemeinde in Leipzig. Am 9. Oktober 1989 predigt er vor etwa 1300 Menschen in der überfüllten Kirche – ein Moment, den der Pfarrer im Ruhestand auch nach so vielen Jahren noch genau im Gedächtnis hat.
Wir haben mit ihm über den Tag der Entscheidung gesprochen. Denn Sievers ruft die Menschen damals nicht nur dazu auf, für Veränderungen einzustehen, sondern hat sich auch dazu entschlossen, verbotenerweise ein Kamerateam auf seinen Kirchturm zu lassen. Die Angst, sagt er heute, sei allgegenwärtig gewesen.
Die legendäre Stadtfunk-Ansage
Nachdem die Besucher der Friedensgebete auf den Karl-Marx-Platz, heute Augustusplatz, strömen, ist die Situation ungewiss. Die Demonstrierenden sehen sich tausenden Polizisten gegenüber. Ein inzwischen berühmter Aufruf über den Leipziger Stadtfunk mahnt damals zur Besonnenheit. „Es sprach Kurt Masur“ – der damalige Gewandhaus-Kapellmeister.
Wie kam es zu diesem Ausruf? Und welche Funktion hatte der Stadtfunk überhaupt? Das haben wir Heinz Rossmann gefragt. Er war 1989 Chef des Stadtfunks – und ist an diesem Abend ins Gewandhaus gerannt, um die Aufnahme Kurt Masurs zu holen.
Der Tag der Tage
„Es war allen klar, dass das der Tag der Tage werden wird“, sagt Tobias Hollitzer, der 1966 geboren wurde.
Alle haben diesen Tag mit wahnsinnigem Bangen erlebt. – Tobias Hollitzer
Er ist beides – Zeitzeuge und wissenschaftlicher Beobachter. Hollitzer ist am 9. Oktober 1989 in Leipzig auf der Straße und heute Geschäftsführer des Bürgerkomitees Leipzig, dem Träger des Stasi-Museums „Runde Ecke“ in Leipzig. Mit ihm haben wir über seine Erinnerungen gesprochen, darüber, wie sich das Erinnern in den vergangenen Jahren verändert hat und über Dinge, die besser hätten laufen können.
Kontrolle der Medien
Auch Journalisten hatten es in der DDR nicht leicht. Die Medien waren dem Sozialismus verpflichtet und alle Inhalte unterlagen der Kontrolle durch die SED. „Pressefreiheit“ war im Osten Deutschlands noch vor vierzig Jahren ein Fremdwort. Presse meinte damals Propaganda. Was journalistische Arbeit in der DDR bedeutete, und wie groß der Druck auf Journalisten tatsächlich war, darüber haben wir mit dem Journalist Joachim Dresdner gesprochen.. Er war Hörfunkjournalist in der DDR und Moderator beim legendären Jugendradio DT 64.