Die Freizeitwoche ist eine der auflagenstärksten Klatschzeitschriften in Deutschland: Mehr als 400.000 Hefte verbreitet der Verlag Bauer Media jede Woche. Zum Vergleich: Der Spiegel hat eine Auflage von 770.000, das SZ-Magazin eine verkaufte Auflage von knapp 500.000. Die Freizeitwoche ist zwar eine Klatschzeitschrift, aber kein kleines Blatt.
Vorwurf: Erfundene Interviews mit Hollywood-Stars
Trotzdem: Mats Schönauer vom Topf voll Gold hat Zweifel an der Echtheit dieser Interviews. Denn während auch international angesehene Redaktionen jahrelang um Interview-Termine mit den Stars kämpfen müssen, gelingen sie der Freizeitwoche scheinbar am fließenden Band. Manche Promis geben ihr sogar mehrfach Interviews.
Außerdem bekommt die Klatschzeitschrift regelmäßig sehr intime Antworten, während anderen Redaktionen in Promi-Interviews häufig Standard-Antworten oder langweilige Film-Promotion zu hören bekommen. Die Freizeitwoche bekommt schön regelmäßig schöne Interviews mit ganz schön prominenten Menschen. Vielleicht ein Stück zu schön, um wahr zu sein?
https://twitter.com/SWRinfo/status/785504860225564672
Bisher scheint es jedenfalls so. Ein Interview mit der Schauspielerin Sandra Bullock musste die Zeitschrift nun vollständig schwärzen. Prominente gehen regelmäßig gegen falsche Behauptungen der Klatschpresse vor, die betreffenden Stellen müssen die Redaktionen dann unkenntlich machen.
Dass so ein komplettes Interview geschwärzt wird, ist schon sehr ungewöhnlich. – Mats Schönauer, Klatschpresse-Kritiker vom Blog Top voll Gold
Freizeitwoche streitet ab
Auffällig sei ebenfalls, dass die Interview-Antworten häufig sehr ähnlich, beinahe schon austauschbar klingen, findet Mats Schönauer.
Da sind kaum individuelle Merkmale im Satzbau, im Vokabular oder im Ton. Da ist kein großer Unterschied zwischen Morgan Freeman und Meryl Streep. – Mats Schönauer
Die Vorwürfe streitet der Freizeitwoche-Chefredakteur Michael Graf ab. Auf Anfrage von übermedien.de sagte er, das sei eine „haltlose Unterstellung“. Die Interviews bekomme die Freizeitwoche von „erfahrenen Korrespondenten“ und „von freien Mitarbeitern, mit denen wir seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten“, so der Chefredakteur.
Aber auch inhaltlich gibt es Auffälligkeiten: In einem Interview nennt Richard Gere die Namen seiner Großväter – allerdings die falschen. Da bleiben wohl nur zwei Möglichkeiten: Entweder der 67-jährige Schauspieler vergisst die Namen von Familienangehörigen oder die Klatschzeitschrift hat ein Problem.
Über den Verdacht der erfundenen Interviews bei der Freizeitwoche hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Mats Schönauer vom Topf voll Gold gesprochen.
https://youtu.be/7jRBKsLKciQ