Prinzessin Victoria von Schweden – eine schillernde Figur am Regenbogen-gesäumten Himmel der Klatschpresse. Eine dynamische Frau, junge Mutter, glücklich verheiratet – passt soweit alles ins Weltbild der Boulevardmagazine.
die aktuelle hatte kürzlich die Ehre die Kronprinzessin persönlich zu interviewen. Dass das Magazin wirklich vor Ort gewesen ist, macht die Zeitschrift ganz deutlich. Schon im Vorwort steht: „die aktuelle zu Besuch auf Schloss Haga“.
Im gesamten Artikel tauchen blumige Umschreibungen auf, die dem Leser die Exklusivität des Interviews versichern: Prinzessin Victoria öffnet der aktuellen ihre Türen, zu ihrem ganz privaten Reich. Sie führt die Reporter auf eine bezaubernde Glas-Terrasse mit Blick auf den traumhaften Garten und nimmt selbst auf einem gemütlichen, weißen Sofa Platz. Beinahe kann man den Garten riechen und die schwedische Sonne im Rücken spüren. Es ist fast so, als wäre die aktuelle dabei gewesen. Beim genaueren Hinsehen fallen aber Unstimmigkeiten auf.
Prinzessin Victoria ganz nah
In dem Interview spricht die Prinzessin ganz offen über ihren Mann, ihre Kinder und auch über ihre frühere Krankheit. Victoria hat kürzlich ihren 40. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass haben die Reporter des Klatschmagazins also Stift, Block und Diktiergerät eingepackt und sind ausgezogen um ein exklusives, noch nie dagewesenes Interview mit der Prinzessin zu führen, richtig?
Falsch. Das von der Zeitschrift pompös betitelte Welt-EXKLUSIV Interview wurde eigentlich von einer schwedischen Presseagentur geführt. die aktuelle hat es der Agentur lediglich abgekauft.
„die aktuelle“ lässt keinen Zweifel daran, dass sie dieses Interview persönlich geführt hat. Wenn man ein bisschen recherchiert findet man aber schnell raus: das stimmt nicht. Die schwedische Nachrichtenagentur von der das Interview eigentlich stammt, hat auf Anfrage auch schon bestätigt, dass sie dieses Gespräch geführt hat. – Moritz Tschermak, Topf voll Gold-Redakteur
Moritz Tschermak ist der Sache auf den Grund gegangen und hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler über die Einzelheiten und Hintergründe der Story aufgeklärt.
Die Regenbogenpresse in Deutschland ist heiß, aber nur heimlich begehrt. Alltagssituationen, aufgeblasen zu dramatischen Seifenopern der Regenbogen-Realität. Für den Blog Topf voll Gold wühlt sich Moritz Woche für Woche durch die deutsche Regenbogenpresse. Ein Journalist auf der vergeblichen Suche nach Seriosität. Den Topf voll Gold kann man auch bei Übermedien finden.