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Bild: Carl de Souza | AFP

Tourismus im Zwielicht | Slumtourismus

Slumtourismus: „Es gibt eine Tendenz der Entwicklung hin zum Themenpark“

Weltweit boomt der Slumtourismus. Mehrere tausend Touristen besuchen jährlich die Armenviertel in Rio de Janeiro oder Johannesburg. Die Meinungen dazu sind sehr gespalten. Hilft es den Menschen vor Ort oder ist es Armutsvoyeurismus?

Weltweit leben rund eine Milliarde Menschen in Slums. Die Armutsviertel entstehen häufig als Folge von Landflucht und liegen meist am Rande von großen Städten. In den letzten Jahren haben die Elendsviertel neue Aufmerksamkeit bekommen. Denn in Südafrika und Brasilien liegt der sogenannte „Slumtourismus“ voll im Trend. Jedes Jahr zieht es beispielsweise mehrere tausend Urlauber für einen Trip in die Townships in Kapstadt oder Johannesburg.

Slumtourismus: Voyeurismus oder Entwicklungshilfe?

Über die wahren Gründe für „Slumsafaris“ scheiden sich die Geister. Häufig wird der Slumtourismus mit der Neugier auf andere Kulturen und der Lust auf Exotik begründet. Ist es aber wirklich Interesse oder doch nur bloßer Voyeurismus? Wie die Bewohner auf die Touristen reagieren, hat Slumforscher Malte Steinbrink untersucht.

Den Bewohnern des Slums ist die Anwesenheit der Touristen meist recht egal. Anders ist es, wenn in die Privatsphäre eingedrungen wird oder beim hemmungslosen Fotografieren, meint Slumforscher Malte Steinbrink.

Von Premium- bis Low-Budget Touren 

Die Bandbreite der Slumtouren ist groß und sie sind auf das jeweilige Budget des Touristen zugeschnitten. Einige Anbieter setzen auf eine Durchquerung der Slums in klimatisierten Bussen, andere machen daraus eine Fahrradtour. Viele Anbieter werben damit, einen Teil des Erlöses an die Slumbewohner zu spenden. Oft ist aber unklar, ob der Erlös überhaupt bei den Bewohnern ankommt.

Letzlich 100 Prozent sicherstellen können sie nicht, dass auch Geld bei den dort lebenden Menschen ankommt, aber sie werden während der Tour einen Eindruck bekommen. Das merken sie häufig an der Interaktion mit den Leuten. Also ob sie tatsächlich auch mit den Bewohnern in Kontakt kommen. – Eveline Dürr, Ethnologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Über die Faszination und die Folgen von Slumtourismus hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt in der Reihe „Tourismus im Zwielicht“ mit Eveline Dürr gesprochen. Sie ist Ethnologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Prof. Dr. Eveline Dürr - Ethnologien am Institut für Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Ethnologien am Institut für Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Sie wollen als Tourist ja keinen gentrifizierten Slum sehen, sondern es geht ja darum das Gefühl der Touristen nach Authentizität zu befriedigen.Prof. Dr. Eveline Dürr
Slumtourismus 07:11

Redaktion: Nasti Neher

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