Tränengas oder CS-Gas ist während des Ersten Weltkriegs von den Franzosen erfunden worden, um die deutschen Soldaten aus den Schützengräben zu locken. Heute ist es im Krieg verboten, im zivilen Einsatz aber erlaubt. Tränengas ist Topseller und wird als Allzweckwaffe gegen soziale Proteste gehandelt.
Tränengas, der Reizstoff
Der Name „Tränengas“ ist eigentlich irreführend. Denn Tränengas ist kein Gas, sondern ein chemischer Reizstoff. Es kann als Spray, Gel oder in flüssiger Form vorkommen. Durch die chemische Zusammensetzung wirkt es besonders reizend auf Augen und Schleimhäute. Schon ein kurzer Kontakt mit der Substanz reicht aus, um Husten, Niesen oder ein starkes Augenbrennen auszulösen. Sind Menschen diesem Gift länger oder in geschlossenen Räumen ausgesetzt, kann es sogar verheerende körperliche und psychische Schäden verursachen: Leber- und Sehstörungen, Erstickungsgefühl oder Erbrechen.
Einige Studien haben gezeigt, dass es gemischt mit anderen Chemikalien krebserregend sein kann. Es ist sehr gefährlich bei Menschen mit Dispositionen, zum Beispiel bei Epileptikern. – Dr. Anna Feigenbaum, University of Bournemouth
Besser als Schusswaffen?
Gegenwärtig werden immer wieder Demonstrationen und Proteste mit Tränengas beendet oder eingedämmt: G-20, Gezi-Park-Proteste oder auch kürzlich in Frankreich. Der Einsatz ist umstritten, aus Sicht von Behörden und Regierungen aber auch nachvollziehbar. Häufig gilt es noch als harmloses Mittel, um nicht auf extremere Alternativen zurückgreifen zu müssen. Dazu zählt auch der Schusswaffengebrauch. Sobald Tränengas zum Einsatz kommt, ist für Anna Feigenbaum schon viel zu viel schiefgelaufen. Sie setzt auf Prävention:
Tränengas ist also keine harmlose Lösung, um soziale Unruhen und Proteste einzudämmen. Ist es trotzdem der bessere Weg für Regierungen, wenn es zu Gewaltausschreitungen kommt? detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber hat mit Dr. Anna Feigenbaum gesprochen. Sie ist Forscherin an der Universität Bournemouth und hat außerdem ein Buch über Tränengas geschrieben.
Redaktion: Lina Bartnik