Einspruch wird abgewiesen
Caster Semenya gehört zu den besten Läuferinnen der Welt. Im Fokus der Aufmerksamkeit steht in den letzten Jahren aber oft nicht ihre sportliche Leistung, sondern ihr Geschlecht. Semenya ist eine Frau. Die International Association of Athletics Federations (IAAF) ordnet sie allerdings als sogenannte Athletin mit „differences of sexual developement“ ein.
Das Problem sieht der IAAF vor allem in ihren deutlich erhöhten Testosteronwerten. Nach den Regeln des IAAF müsste Semenya ihren Testosteronspiegel mithilfe von Medikamenten senken, um weiterhin an internationalen Wettkämpfen teilnehmen zu können. Gegen diese Testosteronobergrenze hatte sich die Athletin rechtlich gewehrt. Ihr Einspruch ist zuletzt allerdings vor dem internationalen Sportgerichtshof gescheitert.
Jetzt wird im Grunde genommen ein Zusammenhang hergestellt zwischen dem Testosteronspiegel und ihrem Frausein. Ihnen wird quasi signalisiert, wenn sie so einen hohen Testosteronspiegel haben, dann sind sie keine richtigen Frauen und dürfen aufgrund dessen eben auch nicht an Wettbewerben von Frauen teilnehmen. – Karolin Heckemeyer, Autorin des Buchs „Leistungsklassen und Geschlechtertests – Die heteronormative Logik des Sports“
Umstrittenes Urteil
Semenya wertet dieses Urteil als diskriminierend. Das Urteil zwinge sie, in ihren natürlichen Hormonhaushalt künstlich einzugreifen. Der Sportgerichtshof sieht das eigentlich auch so. Er argumentiert aber, die Diskriminierung sei in diesem Fall notwendig, um faire Voraussetzungen für alle zu schaffen. Grundlage für das Urteil bildet eine Studie, die der IAAF in Auftrag gegeben hat.
Die legt Nahe, dass Sportlerinnen mit natürlich erhöhten Testosteronwerten wie Semenya einen 4,5-prozentigen Vorteil gegenüber anderen Athletinnen hätten. Die Studie wurde jedoch als mangelhaft kritisiert. Denn neben den Hormonen seien auch noch zahlreiche andere Faktoren für die sportliche Leistung entscheidend.
Über das Urteil des internationalen Sportgerichtshofs zum Fall Caster Semenya spricht detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth mit Karolin Heckemeyer. Sie ist Professorin für Sport und Bewegung an der Fachhochschule Nordwestschweiz und außerdem Autorin des Buchs „Leistungsklassen und Geschlechtertests – Die heteronormative Logik des Sports“.
Redaktion: Yannic Köhler