Der Meinungskorridor hat sich verengt
„Wenn ich morgens manchmal durch den Pressespiegel meines Hauses blättere, habe ich das Gefühl: Der Meinungskorridor war schon mal breiter. Es gibt eine erstaunliche Homogenität in den deutschen Redaktionen, wenn sie Informationen gewichten und einordnen.“ Das hat der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier 2014 auf einer Medien-Gala gesagt.
Spätestens seit der öffentlichen Empörung über eine einseitige Berichterstattung zur Annexion der Krim 2014 machen die Worte „Meinungsmache“ und „Lügenpresse“ die Runde. Aus den Kommentarspalten auf Facebook oder Demonstrationen der rechten Bürgerbewegung Pegida sind sie mittlerweile gar nicht mehr wegzudenken.
„Lügenpresse“ und „Mainstream-Medien“
Steinmeiers Zitat findet sich auch im Buch „Mainstream. Warum wir den Medien nicht mehr trauen“ von Uwe Krüger. Darin geht er der Medienkritik der Bevölkerung und dem Vorwurf der „Lügenpresse“ auf den Grund. Grundsätzlich berechtigt sei diese schon. Krüger beklagt, dass einige wenige Leitmedien den öffentlichen Diskurs bestimmen und aufgrund von Geld- und Zeitmangel zuweilen ihre journalistischen Maximen vernachlässigen.
Seit dem Jahr 2000 ist das Hysterische in der Mediendebatte angestiegen. Alle stürzen sich sozusagen auf ein Thema und das wird dann bis zum Erbrechen durchgenommen und schließlich fallen gelassen. Auch das fördert das Misstrauen der Leute.- Uwe Krüger
Trotzdem sieht er die Pflicht zur Reflexion durchaus auch auf der Seite der Konsumenten.
Die Nutzer haben auch eine Verantwortung. Zum Beispiel alternative Quellen auch kritisch zu begegnen. Etablierte Medien haben die Verantwortung, Themen und Meinungsspektren zu verbreitern. – Uwe Krüger
Über die Frage, ob die Presse wirklich lügt und – wenn ja – woran das liegen könnte, hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Uwe Krüger gesprochen. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Journalistik an der Universität Leipzig.
Redaktion: Christian Eichler