Sie bombardieren ihre Ex-Freunde mit Anrufen, fotografieren die Nachbarin im Garten oder aktivieren auch mal einen ganzen Ortsteil, um die angebetete Person zu einem „letzten Gespräch“ zu zwingen. Stalking ist eine weitverbreitete Straftat, aber aufgrund der schwammigen Gesetzeslage bleiben viele Stalker auf freiem Fuß.
Gesetzesreform soll Opfer schützen
Im Paragraph 238 des Strafgesetzbuches werden Merkmale für die unbefugte Nachstellung gesammelt: das Aufsuchen von körperlicher Nähe, Datenmissbrauch oder Drohung fallen darunter. Der Täter kann aber nur verurteilt werden, wenn bewiesen ist, dass er das Opfer in seiner „Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträchtigt“. Dazu zählt etwa ein Umzug in eine andere Stadt.
Aber längst nicht alle Opfer lassen sich von einem Stalker das Leben umkrempeln, sondern versuchen, ihren Alltag weiterhin normal zu gestalten. Die Beweislage ist dann kompliziert.
Mit einem neuen Gesetzesentwurf soll es jetzt leichter werden, die Täter zu verurteilen. Das Opfer muss nicht mehr nachweisen, dass sich sein Leben durch das Stalking geändert hat, sondern nur, „dass die Handlung des Täters objektiv dazu geeignet ist, beim Betroffenen eine gravierende Beeinträchtigung der Lebensgestaltung herbeizuführen“.
Hilfe für Stalking-Opfer und Täter
Die Beratungsstelle „Stop-Stalking“ bietet unterdessen schon seit acht Jahren eine Anlaufstelle für Stalkingopfer und Stalker. Beide Parteien können eine Onlineberatung oder eine Beratung vor Ort wahrnehmen, wo sie von Psychotherapeuten und Sozialarbeitern betreut werden. Die Opfer bekommen Ratschläge, wie sie mit dem Stalking umgehen können, und werden bei der Suche nach einem Anwalt unterstützt.
Aber auch Stalker können die Beratungsstelle nutzen. Den Tätern verspricht der Verein, ihnen mit Respekt zu begegnen und zuzuhören, ohne zu verurteilen. Der Verein möchte Stalkern dabei helfen, ihre Obsession loszuwerden, damit auch sie wieder ein normales Leben führen können. Denn viele Stalker fühlen sich unverstanden, von nicht erwiderter Liebe gekränkt oder werden von Rachegefühlen geplagt.
Wolf Ortiz-Müller leitet den Verein Stop-Stalking und hat mit detektor.fm-Moderator Alexander Hertel über seine Arbeit gesprochen.
Redaktion: Amy Wittenberg