Hartnäckige Vorurteile hüben und drüben
Laut einer Studie des Berliner Instituts für Bevölkerung und Entwicklung sind sich Ost und West zwischenmenschlich ziemlich fremd. Demnach halten sich gegenseitige Vorurteile hartnäckig. Im Großen und Ganzen sollen Ostdeutsche die Westedeutschen als egoistisch, besserwisserisch und arrogant empfinden – andersherum gelten Ostdeutsche als anspruchsvoll und unzufrieden. Mehr als zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung scheint die Einheit also noch lange nicht in den Köpfen angekommen zu sein.
Tatsächlich bestehen auch noch immer Unterschiede zwischen Ost und West. Allerdings eher wirtschaftliche. So sind die Löhne im Osten deutlich niedriger, die Arbeitslosigkeit ist höher. Zwar ist verstärkt eine Annäherung der Löhne festzustellen, jedoch scheint ein vollständiges Gleichziehen wohl noch in weiter Ferne zu liegen. Dass Stereotypen bestehen, könnte also nicht zuletzt auch daran liegen, dass die Lebensrealitäten in Ost und West verschieden sind.
Stereotype bestimmt durch Generationen?
Dass die deutsch-deutschen Vorurteile jedoch vor allem durch die Spaltung Deutschlands geprägt sein könnten, liegt nahe: Immerhin war Deutschland über 40 Jahre lang geteilt. Und Unbekanntes schürt Vorurteile.
Dass die Vorurteile auch generationsbedingt bestimmt sind, bestätigt eine Forsa-Studie aus dem Jahre 2014: Demnach würden junge Deutsche vor allem Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West ausmachen wollen. Dabei sähen sie wenige Unterschiede und gingen von gleichen Werten aus.
Über die Vorurteile zwischen Ost und West und wie diese einzuschätzen sind, darüber hat detektor.fm-Modertorin Doris Hellpoldt mit Dr. Reiner Klingholz gesprochen. Er ist der geschäftsführende Direktor des Berliner Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, welches die aktuelle Studie in Auftrag gegeben hat.