Am Sonntag haben tausende Menschen die neue Kolumne der Welt am Sonntag gelesen. Ihr Titel lautete „Nicht ein ‚Rechtsruck‘ ist das Problem – sondern der Vertrauensverlust“. Der Artikel stammt dabei nicht von einem Journalisten der Welt selbst, sondern von einem CDU-Politiker, nämlich Friedrich Merz. In der eigenen Rubrik „Merz meint“ will dieser nun regelmäßig Kolumnen aus Perspektive eines Politikers über politische Entwicklungen, Missstände und Zusammenhänge veröffentlichen.
Das Schreiben für den eigenen Zweck
Eine Kolumne selbst gilt als Meinungsbeitrag und ist somit eine subjektive, journalistische Darstellungsform, Merz ist darin also freier. Merz nutzt das, er rechtfertigt sich, seine Worte werden gelesen – mehr noch als bei einer politischen Rede.
Kein Einzelfall
Auch andere Namen der Politik nutzen Medien, um Gastbeiträge zu veröffentlichen. So zum Beispiel auch Sigmar Gabriel. Er ist im Vergleich zu Merz als Bundestagsabgeordneter der SPD auch als aktiver Politiker tätig. Er schreibt regelmäßig für den Tagesspiegel oder das Handesblatt Gastbeiträge oder steht für „Autorengespräche“ zur Verfügung. Inhalte, die er normalerweise innerhalb einer Bundestags-Rede kommunizieren würde, verbreitet er nun via Zeitungsartikel. Das Medium wird so ungefiltert zum Sprachrohr seiner politischen Positionen. Ein ähnliches Beispiel gibt es in England, wo der angehende Premierminister Boris Johnson auch für den Daily Telegraph schreibt.
Gefahr für den Journalismus?
Im Interview mit detektor.fm-Moderatorin Finný Anton erklärt Anne Fromm von der taz, welche Probleme diese politischen Zeitungskolumnisten für das journalistische Handwerk und die Medienhäuser selbst bedeutet.