Die weibliche Genitalverstümmelung, kurz FGM (Female Genital Mutilation), ist in vielen Ländern noch gängige Praxis. Den jungen Mädchen werden gewaltsam die äußeren Geschlechtsorgane teilweise oder völlig entfernt. In einigen Fällen werden anschließend die Schamlippen bis auf ein kleines Loch für Urin und Menstruationsblut zugenäht.
Diese Verstümmelung hat gravierende gesundheitliche Folgen, sowohl körperlich als auch psychisch. Oft werden die Mädchen in einem unhygienischen Umfeld und mit einem einfachen Messer, einer Rasierklinge oder einer Glasscherbe beschnitten. Das führt dazu, dass die Beschneidung bei rund einem Drittel der Opfer tödlich endet.
Weltweit sind es laut der UN 200 Millionen Frauen, die ihr Leben lang an den Folgen der Verstümmelung leiden. Dazu zählen sexuelle Unlust, Unfruchtbarkeit oder schwere Komplikationen bei Geburten und selbstverständlich Schmerzen.
Kampf gegen Verstümmelung
Inzwischen sind in einigen Ländern Gesetze gegen die weibliche Genitalverstümmelung erlassen worden. Doch Traditionen kann man nicht einfach so durchbrechen. Das gesellschaftliche und kulturelle Denken sitzt in den Köpfen vieler Menschen fest.
Keiner wagt es, Verstümmler anzuzeigen. Es ist so tabuisiert und man muss bedenken, es ist 5.000 Jahre in die Köpfe der Menschheit eingehämmert worden. – Rüdiger Nehberg, Target
Weibliche Genitalverstümmelung in Deutschland?
Durch die Einwanderung von Menschen aus anderen Kulturen ist die Verstümmelung bei Mädchen auch in der westlichen Welt ein Thema. Betroffene erzählen, dass ihre Eltern sie aus den USA auf „Heimaturlaub“ mitgenommen haben. In der alten Heimat werden die Töchter dann beschnitten.
Auch in Deutschland kommt die Verstümmelung immer wieder vor. Oft übt auch der Teil der Familie im Herkunftsland Druck aus, dass die Tochter doch beschnitten werden soll. Wenn kein Beschneider vor Ort ist, reist die Familie zurück, um die Prozedur dort machen zu lassen.
Schulferienzeit ist Verstümmelungszeit. Jeder sollte hellwach sein, jede Lehrerin, jeder Lehrer. Und wenn der Verdacht besteht, sofort zum Jugendamt. – Rüdiger Nehberg
Das Thema in der Öffentlichkeit
Inzwischen wird die weibliche Genitalbeschneidung vor allem in der westlichen Welt thematisiert. Der Internationale Tag der weiblichen Genitalverstümmelung am 6. Februar bringt das Thema immer wieder ins Bewusstsein der Menschen. Auch bekannte Persönlichkeiten wie das somalische Model Waris Dirie machen auf das Thema aufmerksam.
Ihr Buch „Wüstenblume“ ist 2008 verfilmt worden und erzählt ihre eigene Geschichte. Sie selbst wurde als Kind in Somalia beschnitten. Als frühere UN-Botschafterin und mit ihrer Organisation Desert Flower Foundation kämpft sie gegen weibliche Verstümmelung.
Wie hat sich der Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung in den letzten Jahren entwickelt und wie häufig ist diese Praxis in Deutschland? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit Rüdiger Nehberg gesprochen. Er geht seit vielen Jahren mit seiner Menschenrechtsorganisation TARGET aktiv gegen die Beschneidung von Frauen und Mädchen vor und hat dafür auch das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen.