Zwei Studentinnen aus dem türkischen Bildungsmillieu. Die eine in einem Gefängnis in Ankara, die andere im Züricher Exil. 2 000 Kilometer trennen Hatice und Meral voneinander. Wie so viele ihrer Landesgenossinnen werden die beiden durch die Proteste von 2013 politisiert. Damals gehen rund 3,5 Millionen Menschen gegen die autoritäre Führung Erdogans auf die Straße.
Ein Staat schafft sich seine Gegner
Als kurdische Alevitinnen mit sozialistischen Idealen sind Meral und Hatice so etwas wie das geborene Feindbild des Erdogan-Regimes. Überall erleben sie die Repression des Staates. Sie entscheiden sich zu kämpfen. Meral gründet an ihrer Universität die feministische Aktionsgruppe Kampüs Cadıları – die Campus Hexen. Die Bewegung wird für beide zum Zentrum ihres Lebens.
Aus ihrer Ideologie heraus, ist nicht die persönliche Befindlichkeit etwas, das zählt, sondern immer das Kollektiv. – Franziska Tschinderle, Autorin bei ZEIT Campus
Während das Klima und die Rhetorik der Regierung immer frauenfeindlicher werden, wächst auch die Wut der Campus Hexen. Die Verharmlosung von Vergewaltigungen, den Mangel an Hilfseinrichtungen für Frauen und die Misogynie von Präsident Erdogan treiben Hatice, Meral und ihre Mitstreiterinnen auf die Straße.
Die autoritäre Willkür
Die Lebensrealität der beiden ändert sich schlagartig, als Hatice in Ankara festgenommen wird. Ihr wird vorgeworfen Mitglied einer Terrororganisation zu sein. Meral setzt sich unterdessen in die Schweiz ab und hält Briefkontakt zu ihrer inhaftierten Freundin.
Mittlerweile befindet sich Hatice wieder auf freiem Fuß. Sie darf die Türkei jedoch nicht verlassen, denn ihr Prozess läuft noch. Sieben Jahre Haft fordert die Klägerschaft. Franziska Tschinderle hat Meral und Hatice getroffen und in der aktuellen Ausgabe der ZEIT Campus darüber geschrieben. Mit detektor.fm-Moderator Jonas Junack hat sie über ihre Recherche und die Gegenwart von Aktivistinnen in der Türkei gesprochen.
Redaktion: Jonas Junack
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