200 km fahren für eine Abtreibung
Die Rechtslage zu Abtreibungen besteht aus Grauzonen. Unter anderem deswegen führen sie nur so wenige Ärzte in Deutschland durch. Selbst wenn eine Frau die schwierige Entscheidung trifft, ihre Schwangerschaft abzubrechen, kommt die nächste Hürde: Einen Arzt finden, der es überhaupt macht. In Passau zum Beisiel gibt es nur einen Arzt, bei dem Frauen Schwangerschaftsabbrüche durchführen lassen können. Und er ist sogar der einzige in der Region Niederbayern.
In ganz Deutschland bieten immer weniger Ärzte Schwangerschaftsabbrüche an. Und das liegt auch an den deutschen Universitäten. Denn im Lehrplan Medizin ist es nicht vorgesehen, dass Studierende praktisch lernen, wie man eine Abtreibung durchführt.
Die medizinische Seite, also wie man konkret einen Schwangerschaftsabbruch macht, kommt da überhaupt nicht vor. Auch nicht, wie da die psychologische Beratung einer Frau ausschauen kann. – Marie Gamillscheg, Zeit Campus
Lernen an einer Papaya
Damit trotzdem auch junge Ärzte und Ärztinnen lernen können, wie sie bei einem Schwangerschaftsabbruch vorgehen, gibt es Organisationen wie „Medical students for choice“. Sie organisieren Workshops, in denen sich die Studierenden zum Thema Abtreibung weiterbilden können. Und da kommt auch die Papaya ins Spiel. An den Früchten kann man nämlich beispielhaft zeigen, wie eine Abtreibung durchgeführt wird. Aber eben auch nur beispielhaft.
ZeitCampus-Autorin Marie Gamillscheg hat für die aktuelle Ausgabe sehr umfangreich zum Thema „Abtreibung in Deutschland“ recherchiert. Mit detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop spricht sie über die Lehrpläne der deutschen Unis.
Redaktion: Mona Kellermann
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