Die Deutschen fürchten sich wieder vor der Zukunft. Das sagt eine Studie des Meinungsforschungsinstitut GfK im Auftrag der Hamburger BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. Unter den 2.000 Befragten hat mehr als jeder Zweite angegeben, „angstvoll“ in die Zukunft zu blicken. 2014 haben das noch 31 Prozent getan.
Ein Großteil der Deutschen fürchtet sich zum Beispiel vor einer wirtschaftlichen Rezession, obwohl es dazu augenscheinlich keinen Grund gibt. Die Studie spricht von einer Rückkehr der „German Angst“.
German Angst
Als „German Angst“ bezeichnen ausländische Beobachter eine aus ihrer Sicht grundlose Zukunftsangst der Deutschen. Diese gehe zum Beispiel mit dem Wahn einher, sich gegen alles versichern zu müssen. Als Auslöser galt in der Vergangenheit zum Beispiel die Nuklearkatastrophe von Fukushima. Manche machen für die „German Angst“ sogar die kollektive Erfahrung der Deutschen im Zweiten Weltkrieg verantwortlich.
Laut der Zukunftsstudie bringen die Deutschen aktuell vor allem zwei Themen um den Schlaf:
Einerseits die Flüchtlingsthematik. Viele Bürger wissen nicht, wie da die Integration funktionieren soll. Andererseits ist da die große Angst vor Terroranschlägen. Nicht nur durch die Anschläge in Paris, sondern auch durch die Drohung in München. – Ulrich Reinhardt, BAT-Stiftung für Zukunftsfragen
Nachbarschaft statt Politik
Auch ihren politischen Vertretern misstrauen die Deutschen: 87 Prozent der Befragten befürchten, dass die Politiker 2016 weiter an Zustimmung verlieren werden. Ganze 70 Prozent befürchten ein Auseinanderdriften der Europäischen Union. Das führe laut Ulrich Reinhardt zu einer „Renaissance der Nachbarschaft“:
Die Bevölkerung hat erkannt, dass sie ihr Glück selbst in die Hand nehmen muss, wenn ihr von staatlicher Seite nicht geholfen wird. Dazu gehört das soziale Umfeld: die Freunde, Bekannten, Familie und Nachbarn. Da rückt man dann eben näher zusammen. – Ulrich Reinhardt
Über die Ergebnisse der Studie hat detektor.fm-Moderator Alexander Hertel mit Ulrich Reinhardt gesprochen. Er ist der wissenschaftliche Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen.
Redaktion: Christian Eichler