Strenges Gesetz wird noch verschärft
Das polnische Abtreibungsgesetz ist eines der strengsten in Europa. Ein Schwangerschaftsabbruch ist bislang nur in drei Ausnahmefällen erlaubt: nach einer Vergewaltigung, wenn die Schwangerschaft lebensgefährlich ist oder bei einer schweren Fehlbildung des Fötus. Eine solche Fehlbildung ist mit Abstand der häufigste Grund für einen Schwangerschaftsabbruch. Er soll jedoch bald nicht mehr ausreichen für eine Abtreibung. Denn das polnische Verfassungsgericht hat vor zwei Wochen Abtreibungen auch dann für verfassungswidrig erklärt, wenn der Fötus stark fehlgebildet ist. Das kommt praktisch einem Abtreibungsverbot gleich. Nun gehen viele Polinnen auf die Straße, um dagegen zu protestieren.
Illegal oder im Ausland abtreiben
Jedes Jahr werden in Polen etwa 1 100 legale Abtreibungen durchgeführt. Dagegen wird die Zahl illegaler Abtreibungen auf bis zu 150 000 jährlich geschätzt. Die restriktiven Abtreibungsgesetze führen schon jetzt dazu, dass viele Polinnen für einen Schwangerschaftsabbruch ins Ausland reisen oder illegal abtreiben. Solche Eingriffe sind oft mit massiven Gesundheitsrisiken für die Frauen verbunden.
Wie momentan die Stimmung auf Polens Straße ist, darüber spricht detektor.fm-Moderator Yannic Köhler mit Monika Sieradzka. Sie arbeitet als Korrespondentin für die Deutsche Welle in Warschau. Anne Pfautsch ist Aktivistin der Berliner Gruppe „Ciocia Basia“, die hilft die Frauen aus Polen, eine Abtreibung zu bekommen. Sie erzählt, was die Verschärfung der Abtreibungsgesetze für ihre Arbeit bedeutet. Der Frauenarzt Janusz Rudzinski bietet in seiner Praxis Schwangerschaftsabbrüche für polnische Frauen an und erzählt, wie er mit den Anfeindungen von Abtreibungsgegnern und –Gegnerinnen umgeht.