76 Jahre nach Auschwitz
Antisemitismus ist untrennbar mit der deutschen Geschichte verknüpft. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager in Auschwitz durch die Rote Armee befreit. Dieser Tag dient heute als internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer. Seit 1996 ist er in Deutschland gesetzlich als offizieller Gedenktag verankert, seit 2005 auch auf internationaler Ebene.
Antisemitismus heute: Anfeindungen steigen wieder
Obwohl die Erinnerung an die Verbrechen des Holocaust unter anderem in Gedenkstätten mit viel Engagement aufrechterhalten wird, ist der Antisemitismus in Deutschland längst nicht überwunden. Auch heutzutage kommt es immer wieder zu Anschlägen auf jüdische Läden, Restaurants, Gemeinden oder andere Einrichtungen.
Jüdinnen und Juden sind nahezu tagtäglich antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Der rechtsextreme Terroranschlag auf die Synagoge in Halle ist dafür nur ein junges, prominenteres Beispiel.
Allein im letzten Jahr haben antisemitische Straftaten laut der Polizeilichen Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes um 13 Prozent zugenommen.
Meinungsumfragen zeigen, dass zehn Prozent der Bevölkerung antisemitischen Aussagen zustimmen. Und auch viele Verschwörungstheorien basieren auf den immer gleichen antisemitischen Narrativen. Der Verfassungsschutz warnt vor einem steilen Anstieg des Antisemitismus in Deutschland.
Warum Erinnern allein nicht ausreicht, um Antisemitismus zu bekämpfen, das fragt detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth Samuel Salzborn, den Antisemitismusbeauftragten des Landes Berlin, und Sarah Borowik-Frank. Sie ist Bildungsreferentin, Künstlerin und moderiert den Podcast „Hustle Tov“.
Natan Sznaider lehrt als Professor für Soziologie an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv und erklärt, wie antisemitische Strukturen aufgebrochen werden können.
Claudia Vanoni ist Antisemitismusbeauftragte der Generalstaatsanwaltschaft Berlin und betont, dass eine Vielzahl von antisemitischen Straftaten nicht erfasst werden. Außerdem schildert Sina Arnold vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin, dass oft das Bewusstsein für antisemitische Verhaltensweisen fehlt.