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Ronny Hartmann / AFP
Bild: Ronny Hartmann | AFP

Zurück zum Thema | Holocaust-Gedenktag

Warum reicht Erinnern nicht?

Am 27. Januar der internationale Holocaust-Gedenktag. Vor 76 Jahren wurde an diesem Tag das Vernichtungslager in Auschwitz befreit. Auch heute finden immer wieder Angriffe auf jüdisches Leben in Deutschland statt. Warum reicht Erinnern allein nicht aus, um Antisemitismus zu bekämpfen?

„Zurück zum Thema“ bei Daily Drive

76 Jahre nach Auschwitz

Antisemitismus ist untrennbar mit der deutschen Geschichte verknüpft. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager in Auschwitz durch die Rote Armee befreit. Dieser Tag dient heute als internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer. Seit 1996 ist er in Deutschland gesetzlich als offizieller Gedenktag verankert, seit 2005 auch auf internationaler Ebene.

Der Internationale Gedenktag zur Befreiung von Auschwitz wird hier in Israel zwar in den Medien erwähnt, aber hat hier wenig Bedeutung. Wir haben unseren eigenen Holocaust-Gedenktag.

Natan Sznaider, Soziologe an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv

Natan Sznaider, Soziologe an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv

Antisemitismus heute: Anfeindungen steigen wieder

Obwohl die Erinnerung an die Verbrechen des Holocaust unter anderem in Gedenkstätten mit viel Engagement aufrechterhalten wird, ist der Antisemitismus in Deutschland längst nicht überwunden. Auch heutzutage kommt es immer wieder zu Anschlägen auf jüdische Läden, Restaurants, Gemeinden oder andere Einrichtungen.

Antisemitismus ist in der deutschen Gesellschaft extrem virulent, aber oftmals werden jüdische Stimmen, die das kritisieren, nicht zureichend wahrgenommen.

Samuel Salzborn, Antisemitismusbeauftragter des Landes Berlin

Samuel Salzborn, Antisemitismusbeauftragter des Landes BerlinFoto: Anja Thiele

Jüdinnen und Juden sind nahezu tagtäglich antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Der rechtsextreme Terroranschlag auf die Synagoge in Halle ist dafür nur ein junges, prominenteres Beispiel.

Wir wissen aus verschiedenen Studien, dass etwa 80 Prozent der Betroffenen von antisemitischen Taten sich gar nicht erst bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft melden, weil sie den Eindruck haben, da passiert nichts und sie werden nicht ernst genommen.

Claudia Vanoni, Antisemitismusbeauftragte der Generalstaatsanwaltschaft Berlin

Claudia Vanoni, Antisemitismusbeauftragte der Generalstaatsanwaltschaft BerlinFoto: Privat

Allein im letzten Jahr haben antisemitische Straftaten laut der Polizeilichen Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes um 13 Prozent zugenommen.

Wenn ich nicht weiß, was jüdische Menschen sind oder dass es sie überhaupt gibt, wie will ich dann begreifen, was Antisemitismus ist? Dazu fehlt ganz viel Grundwissen.

Sarah Borowik-Frank, Bildungsreferentin und Podcasterin

Sarah Borowik-Frank, Bildungsreferentin und PodcasterinFoto: Biberacher Filmfestspiele

Meinungsumfragen zeigen, dass zehn Prozent der Bevölkerung antisemitischen Aussagen zustimmen. Und auch viele Verschwörungstheorien basieren auf den immer gleichen antisemitischen Narrativen. Der Verfassungsschutz warnt vor einem steilen Anstieg des Antisemitismus in Deutschland.

Es gibt auch die Gefahr einer Art ‚Externalisierung‘. Also dass auf den Antisemitismus der ‚Anderen‘, oft arabischstämmigen Menschen geschaut wird. Dadurch wird ausgeblendet, was für eine Kontinuität es eben auch im deutschen Antisemitismus gibt.

Sina Arnold, Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin

Sina Arnold, Zentrum für Antisemitismusforschung der TU BerlinUte Langkafel

Warum Erinnern allein nicht ausreicht, um Antisemitismus zu bekämpfen, das fragt detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth Samuel Salzborn, den Antisemitismusbeauftragten des Landes Berlin, und Sarah Borowik-Frank. Sie ist Bildungsreferentin, Künstlerin und moderiert den Podcast „Hustle Tov“.

Natan Sznaider lehrt als Professor für Soziologie an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv und erklärt, wie  antisemitische Strukturen aufgebrochen werden können.

Claudia Vanoni ist Antisemitismusbeauftragte der Generalstaatsanwaltschaft Berlin und betont, dass eine Vielzahl von antisemitischen Straftaten nicht erfasst werden. Außerdem schildert Sina Arnold vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin, dass oft das Bewusstsein für antisemitische Verhaltensweisen fehlt.

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