Ein blinder Fleck im Geschichtsunterricht?
Auch wenn die deutsche Kolonialgeschichte im Vergleich zu anderen europäischen Mächten recht spät begonnen hat und der Aufbau eigener Kolonien nur über wenige Jahrzehnte betrieben wurde, sind die ungefähr dreißig Jahre bis zum Ende des Ersten Weltkriegs von Gewalt und Unterdrückung durch deutsche Truppen in den verschiedenen Kolonien geprägt. So haben die Truppen im damaligen Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, Aufstände der Bevölkerungsgruppen der Nama und Herero im Jahr 1904 brutal niedergeschlagen. Im Mai 2021 hat die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reiches dieses Vorgehen erstmals als „Völkermord aus heutiger Sicht“ anerkannt.
Doch obwohl diese Entwicklungen auf einen sich wandelnden Umgang mit der Vergangenheit in der Politik und im staatlichen Selbstverständnis hindeuten: Bis heute wird die deutsche Kolonialgeschichte im Geschichtsunterricht oft nur am Rande thematisiert. Dabei wirkt die Kolonialpolitik bis heute auch in Deutschland nach.
Wie kann deutsche Kolonialgeschichte besser vermittelt werden?
Inzwischen gibt es aber zahlreiche Projekte, die diese Lücke im Geschichtsunterricht schließen wollen. An einigen Schulen werden Projektwochen zur kolonialen Vergangenheit veranstaltet, außerdem erarbeiten Initiativen Unterrichtsmaterialien.
Doch wie genau lassen sich die Wissenslücken bei Schülerinnen und Schülern in Deutschland schließen? Darüber spricht in dieser Folge von „Zurück zum Thema“ Karim Fereidooni von der Ruhr-Universität Bochum. Der Schul- und Rassismusforscher hat selbst unterrichtet und beschäftigt sich in seiner Forschung mit antirassistischer Aufklärungsarbeit.