Afghanistan: Opium-Produktion um 95 Prozent eingebrochen
Afghanistan hat praktisch ein globales Monopol für den Anbau von Schlafmohn. Gut 80 Prozent des aus Schlafmohn gewonnenen Heroins in Europa stammen aus dem Land. Doch damit wird bald Schluss sein. Die islamistischen Taliban haben im Jahr 2021 die Macht in Afghanistan ergriffen. Im Frühjahr 2022 haben sie bekannt gegeben, den Anbau von Schlafmohn sowie die Opium- und Heroinherstellung künftig verbieten zu wollen. Die Ernte des Jahres 2022 billigten sie noch. Doch seitdem sind die Anbauflächen stark verkleinert worden. Laut UN-Angaben ist die Opium-Produktion dadurch weltweit um schätzungsweise 95 Prozent eingebrochen. Die Folgen werden in Europa erst verzögert spürbar sein. Es vergeht ungefähr ein Jahr, bis der geerntete Schlafmohn in Form von Heroin in Europa landet.
Das Heroin könnte also bald knapp werden. Die EU-Drogenbeobachtungsstelle empfiehlt den europäischen Staaten deshalb, sich für eine mögliche Mangellage zu wappnen. Denn in Europa sind eine Million Menschen von Heroin oder anderen Opioiden abhängig. Es besteht die Sorge, dass bei Heroin-Engpässe die Nachfrage nach synthetischen Opioiden wie Fentanyl steigen könnte.
Fentanyl-Krise in den USA
Illegal hergestelltes Fentanyl wird wegen seiner heroinähnlichen Wirkung auf dem Drogenmarkt verkauft. Das synthetisch hergestellte Opioid ist jedoch 50 Mal stärker als Heroin. Wegen seiner hohen Potenz ist eine Überdosis durch Fentanyl viel wahrscheinlicher als mit Heroin. In den USA und auch in Kanada ist das Opioid bereits weit verbreitet. Bis zu 108 000 Menschen sind in den USA Schätzungen zufolge im Jahr 2021 daran gestorben. Es gibt derweil Befürchungen, dass nun auch in Europa eine Fentanyl-Krise bevorstehen könnte.
Kommt die Fentanyl-Krise jetzt auch nach Europa? Und was lässt sich tun, um das zu verhindern? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Alea Rentmeister in dieser Folge von „Zurück zum Thema“ mit dem Suchtforscher Daniel Deimel von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen. Wo in Europa schon jetzt vermehrt synthetische Opioide wie Fentanyl gefunden werden, das weiß Maria Kuban. Sie leitet das Bundesmodellprojekt „Rapid Fentanyl Tests in Drogenkonsumräumen“ bei der Deutschen Aidshilfe e.V.