„Es muss für uns ganz einfach jetzt Ansporn sein, dass wir mit der Entscheidung der Politik heute vorbildlich und auch sehr, sehr diszipliniert umgehen.“ Das hat Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge im vergangenen Mai gesagt. Da hat die Politik den Neustart der Bundesliga nach einer Corona-Pause mit Hygienemaßnahmen genehmigt.
Fußball in einer Sonderrolle?
Von der damaligen Demut scheint heute nur noch wenig übrig zu sein. So hat Rummenigge letzte Woche vorgeschlagen, Fußballprofis priorisiert zu impfen. Sie „könnten als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten“. Auch die Aussage des Bayern-Trainers Hansi Flick, der den Epidemiologen Karl Lauterbach als „sogenannten Experten“ bezeichnet hat, ist auf breite Kritik gestoßen.
Doch es ist nicht nur der größte deutsche Verein, der Verwunderung hervorruft: Die aktuellen Champions-League-Spiele einiger deutscher Mannschaften haben in Budapest stattgefunden und nicht im eigenen Stadion. Grund: Gegner der Teams sind englische Mannschaften, die nicht nach Deutschland einreisen dürfen. Auch die geplanten WM-Qualifikationsspiele und die Europameisterschaft in 12 Ländern im Sommer 2021 werden kritisch betrachtet.
Vorläufiger Höhepunkt der Entfremdung
Dabei geht es vor allem um die Vorbildfunktion und Verhältnismäßigkeit während einer Pandemie. Gerade für Fans des Sports sind diese Entwicklungen teils schwer zu verstehen. Es gibt breite Kritik an der zunehmenden Kommerzialisierung des Sports. Während der Fußball von außen oft sehr skeptisch wahrgenommen wird, ist diese laute Kritik auch von Innen durchaus neu.
Verliert der Fußball das Vertrauen seiner Fans? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth mit Markus Scholz von der Universität Leipzig. Der Epidemiologe erklärt, weshalb es noch dauern wird, bis die Fans wieder in die Stadien zurückkehren können.
Rebecca Görmann vom Podcast FRÜF – Frauen reden über Fußball erklärt, warum die Kritik der Fans auch nach dem Ende der Pandemie anhalten wird.