„Stellen Sie sich nicht so an“
Sprüche wie diese sind nicht nur demütigend, sondern auch ein Grund dafür, warum bisher so wenig Frauen über ihre schlechten Erfahrungen mit Geburtshilfe gesprochen haben. Eine Geburt ist schmerzhaft, da muss jede Gebärende durch, so das gesellschaftliche Bild.
Gewalt an Gebärenden kann verschiedene Formen annehmen: verbale Demütigungen, psychologischer Druck, Untersuchungen ohne Einverständnis können genauso vorkommen wie ein Kaiserschnitt ohne ausreichende Anästhesie. Solche Erfahrungen sind keine Einzelfälle. Etwa jede dritte Frau erlebt körperliche oder psychische Gewalt während der Geburt.
Ist Gewalt in der Geburtshilfe vermeidbar?
Jedes Jahr am 25. November ist der Roses Revolution Day. An diesem Tag legen Frauen weltweit Rosen vor Kliniken, Kreißsälen und Geburtshäusern, in denen sie Gewalt während der Geburt erfahren haben – eine Kritik an Hebammen, Ärztinnen und Ärzten und am Pflegepersonal. Wie kommt es aber zu Gewaltanwendungen in der Geburtshilfe? Eine Erklärung ist, dass medizinisches Personal bei Geburten unter Zeitdruck handeln müssen. Straffe Termine, zu wenig Personal und Überforderung lassen oft keine Zeit für ausführliche Absprachen.
Ab wann kann man in der Geburtshilfe von Gewalt reden? Darüber spricht detektor.fm-Moderator Yannic Köhler mit Claudia Watzel. Sie ist Diplom-Psychologin und hat den Verein “Schwere Geburt” gegründet. Der Verein „Mother Hood“ setzt sich für einen Strukturwandel in der Geburtshilfe ein. Die Vorständin und Pressesprecherin Katharina Desery erklärt, was sich verändern muss, damit Frauen keine Gewalt mehr während der Geburt erfahren. Andrea Ramsell vom Deutschen Hebammenverband spricht über ihre Einschätzung, ob sich Gewalt in der Geburtshilfe manchmal einfach nicht vermeiden lässt.