Sie hassen jüdische Menschen, kurdische Menschen, armenische Menschen, linke Menschen. Sie verüben brutale Übergriffe. Sie trainieren Kampfsport und den Umgang mit Waffen. Und sie töten. Das tun nicht nur deutsche Rechtsextreme, sondern auch türkische Rechtsextreme: die Anhänger und Anhängerinnen der sogenannten Grauen Wölfe.
Der Traum eines Reiches
Die Bewegung der Grauen Wölfe stammt ursprünglich aus der Türkei, doch in den 1970er und 1980er Jahren hat sie sich auch in Deutschland verbreitet. Der Verfassungsschutz geht mittlerweile von 11 000 Mitgliedern hierzulande aus, andere Medien schätzen die Zahl auf rund 18 000. Die Anhängerinnen und Anhänger selbst verstehen sich als Teil der „Ülkücü“-Bewegung, was übersetzt“Idealisten“ bedeutet. Ihre Grundüberzeugung: Die türkische Nation sei höherwertig und stehe über allen anderen Ethnien und Ländern.
In Anlehnung an das Osmanische Reich streben die Grauen Wölfe nach dem sogenannten „Turan-Reich“, einem ethnisch-homogenen Gebiet. Dabei haben sie klare Feindbilder, die diese Vorstellung bedrohen – Menschen anderer Ethnien, Religionen und politischer Einstellungen.
Gewaltbereit und tödlich
In den vergangenen Jahren haben die Grauen Wölfe demonstriert, dass sie zu Gewalt bereit sind. Zum Beispiel planen sie konkrete Anschläge auf linke Politikerinnen und Politiker, wie zuletzt auf die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen. Es besteht kein Zweifel daran, dass sie auch tatsächlich töten: Der Kommunist Celalettin Kesim und der Kurde Seyfettin Kalan sind nur zwei der Opfer von Mordanschlägen in Deutschland, die den Grauen Wölfen zugerechnet werden.
detektor.fm-Moderator Til Schäbitz spricht mit dem Politikwissenschaftler Ismail Küpeli darüber, welche Ideologie die Mitglieder verbindet und wie einflussreich die Bewegung der Grauen Wölfe in Deutschland ist.
Die Erfahrungen von Sarya Ataç machen deutlich, welche Gefahr von den Grauen Wölfen ausgeht. Sie ist im Kreisvorstand der Linken in Frankfurt am Main und erhält nach eigenen Angaben seit rund einem Jahr Morddrohungen von der rechtsextremen Gruppierung.