Aus der Haft zurück in die Freiheit
Wer im Gefängnis sitzt, soll dort lernen, „künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen„. So steht es in Artikel 2 des Strafvollzugsgesetzes. Damit das besser gelingt, gibt es in Deutschland den sogenannten offenen Vollzug: Rund 10 000 der insgesamt 72 000 Inhaftieren in Deutschland verbringen nur einen Teil ihrer Haftzeit hinter Gittern. Viele von ihnen dürfen zum Beispiel tagsüber arbeiten oder sich um die Familie kümmern.
Der offene Vollzug gilt bei vielen Expertinnen und Experten als gutes Mittel, um Menschen in Haft wieder an ein Leben in Freiheit zu gewöhnen. Doch genau diese Möglichkeit ist wegen der Corona-Pandemie eingeschränkt. Wegen der Kontaktbeschränkungen dürfen Verwandte ihre Angehörigen in Haft meist nicht besuchen, auch sind viele andere Vorzüge des offenen Vollzugs nicht möglich.
Pandemieschutz vs. Resozialisierung
Auch in normalen Zeiten ist es für ehemalige Straftäter nicht leicht, problemlos wieder am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Die Pandemie setzt hier noch eine Schippe drauf: Justizvollzugsanstalten schützen ihre Mitarbeitenden und die Inhaftierten schließlich vor dem Virus. Damit entscheiden sie sich aber oft gleichzeitig gegen Kontakte nach draußen. Kontakte, die für Gefangene dringend notwendig sind, um nach der Haftzeit zurück ins Leben zu finden.
Manuel Matzke ist Sprecher der Gefangenen-Gewerkschaft GG/BO und war bis vor kurzem selbst Gefangener im offenen Vollzug. Er erzählt detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt, wie es ihm und anderen während der Pandemie ergangen ist. Hilde Kugler leitet den Verein Treffpunkt e.V., der Inhaftierte während und nach der Zeit im Gefängnis unterstützt. Sie erklärt, was Kommunen und Behörden jetzt tun sollten, um Gefangenen zu helfen.