Trauer, Enttäuschung und Wut
Vor einem Jahr wurden in der hessischen Stadt Hanau Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov von einem rassistischen Terroristen ermordet. Ihre Angehörigen suchen immer noch nach Antworten auf offene Fragen, die ihnen die Behörden auch ein Jahr später nicht beantwortet haben. Sie fordern eine lückenlose Aufarbeitung der Ereignisse.
Die Enttäuschung von behördlichen Strukturen auf Seiten der Betroffenen ist groß, viele haben das Vertrauen in die Polizei verloren und die Hoffnung auf staatliche Unterstützung und Schutz aufgegeben.
Hanau ist überall
In einigen deutschen Städten haben sich deshalb von Rassismus betroffene Menschen zusammengefunden, um selbst einen Schutz gegen rechte Gewalt zu organisieren. Ein prominentes Beispiel solcher Organisationen sind die Migrantifa-Gruppen, die es unter anderem in Berlin, Hamburg oder Nordrhein-Westfalen gibt. Diese und ähnliche Initiativen sind auch als Reaktion auf den 19. Februar 2020 entstanden. Sie wollen Rückzugsorte bieten und gleichzeitig aktive politische Arbeit leisten.
Ist die Gründung dieser Initiativen Zeichen der Verzweiflung rassistisch diskriminierter Menschen, die sich vom deutschen Staat im Stich gelassen fühlen? Besteht die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit der Politik, um strukturellen Rassismus kritisch aufzuarbeiten? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Tina Küchenmeister mit Gökay Akbulut, sie ist Mitglied der Linksfraktion und Initiatorin des Netzwerks Links*Kanax, das sich für die Belange von Menschen mit Migrationsgeschichte einsetzt. Die freie Journalistin Ayesha Khan erläutert, wie das Attentat von Hanau migrantische Organisationen verändert hat.