Wohnungslosigkeit nimmt zu
Bis 2030 will die Ampelregierung die Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland überwinden, so steht es im Koalitionsvertrag. Im Moment sieht es jedoch nicht so aus, als ob das tatsächlich klappt. Denn im vergangenen Jahr ist die Zahl der wohnungslosen Menschen in Deutschland sogar gestiegen. 2022 ist die Zahl der Wohnungslosen fast 60 Prozent höher gewesen als im Vorjahr. Das hat auch damit zu tun, dass viele Geflüchtete aus der Ukraine nach Deutschland gekommen sind und teilweise nur schwer eine Wohnung finden. Eigentlich wollte die Ampel in diesem Jahr einen Nationalen Aktionsplan zur Überwindung der Wohnungslosigkeit vorlegen, daraus ist aber nichts geworden. Wahrscheinlich wird der Aktionsplan im ersten Quartal 2024 ins Kabinett kommen.
Weniger Wohnungslose durch Housing First?
Um ihr Ziel zu erreichen, will die Ampelkoalition das Konzept Housing First fördern. Die Idee: Wohnungslosen wird vom Staat eine Wohnung vermittelt, andere Probleme wie Erwerbslosigkeit oder Drogensucht werden erst danach angegangen. Der Housing First-Ansatz kommt ursprünglich aus den USA. Besonders erfolgreich genutzt wird es in Finnland: Das Land hat mit Housing First die Zahl seiner Wohnungslosen halbiert.
Auch in Deutschland wird das Konzept schon in verschiedenen Städten angewandt, unter anderem in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Köln und Nürnberg. Allerdings müssen aktuell noch viele Interessenten abgewiesen werden, weil es an Kapazitäten fehlt. Und: Nicht allen Wohnungslosen wird mit Housing First geholfen. Denn um daran teilnehmen zu können, muss man Anspruch auf Sozialhilfe haben und dafür wiederum braucht man einen deutschen Pass.
Kann die Wohnungslosigkeit mithilfe von Housing First bis 2030 doch noch überwunden werden? Und welche Schwierigkeiten gibt es dabei aktuell? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Charlotte Thielmann in dieser Folge von „Zurück zum Thema“ mit Kai Hauprich. Er ist der Vorsitzende des Bundesverbands Housing First.