Die Probleme mit der Ehe
Die Ehe wird von feministischen Stimmen schon lange kritisiert. Trotzdem gibt es sie noch immer. Einiges hat sich mittlerweile auch geändert: Nicht mehr nur heterosexuelle Paare können heiraten und auch auf Instagram und Pinterest zeigen sich verschiedenste Menschen in ästhetischen Hochzeitskleidern. Die Ehe an sich scheint also wandlungsfähig und hält sich als Institution seit Jahrhunderten. Warum ist sie trotzdem problematisch? Emilia Roig ist eine französische Politologin, Sachbuchautorin und Aktivistin. Sie forscht zur Intersektionalität und Antidiskriminierung. 2005 gründete sie in Berlin das Center for Intersectional Justice e. V. In ihrem neu erschienen Buch „Das Ende der Ehe — Für eine Revolution der Liebe“ kritisiert sie die Ehe, auch in ihrer heutigen Form.
Was wäre eine feministische Ehe?
Nicht alles ist dabei immer schlecht geblieben. Dass 2017 die Ehe für alle ermöglicht wurde, war ein Fortschritt, weil queere Lebensweisen sichtbarer wurden. Aber die Ehe an sich hat sich dadurch nicht modernisiert. Indem auch homosexuelle Paare heiraten durften, sollten sie sich vielmehr an die bestehende, heteronormative Form der Ehe anpassen, führt Roig mit uns im Gespräch aus. So bleibt zum Beispiel auch das Ehegattensplitting bestehen. Das Problem dabei: Die geringer verdienende Person bleibt finanziell abhängig.
Kann es also eine feministische Ehe geben? Strategisch kann heiraten schon sinnvoll sein, sagt Roig. Weil die Institution Ehe so machtvoll ist, kann heiraten, allein um Steuern zu sparen, nötig sein. Klar ist allerdings auch, dass zwangsläufig eine Person abhängig wird — meist die, die weniger verdient. Und das bedeutete in heterosexuellen Beziehungen in der Regel auch heute noch eine Abhängigkeit der Frau vom Mann. Ein gleichberechtigtes Leben wird dann viel schwerer.
Über die Rolle von Liebe in der Ehe, mögliche Alternativen und die Vereinbarkeit mit Feminismus spricht detektor.fm-Moderatorin Sara-Marie Plekat mit Emilia Roig auf der Buchmesse in Leipzig.