Studieren ist Teilhabe
Trotz aller Beteuerungen zur gewollten Inklusion: Für Menschen mit intellektueller Behinderung ist ein Studium in den meisten Fällen unrealistisch. Abseits von der sonderpädagogischen Bildungsstruktur ist es oft nicht einmal möglich, die Schule mit dem Abitur abzuschließen — der Beginn eines Studiums rückt damit in weite Ferne. Doch das muss nicht so sein. Verschiedene Projekte auf der Welt zeigen, dass Studieren für Menschen mit intellektueller Behinderung — zum Beispiel mit Down-Syndrom — möglich ist. Es braucht dafür nur die entsprechenden Strukturen.
Projekte wie das Otzmot Empowerment Project an der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv zeigen, wie es gehen kann. Hier gibt es für Menschen mit intellektueller Behinderung die Möglichkeit, von Studierenden unterrichtete Einführungskurse für verschiedene Studiengänge zu besuchen. Nach dem Abschluss dieser Kurse können sie an inklusiven Kursen gemeinsam mit Studierenden ohne Behinderung teilnehmen. Die besten Teilnehmerinnen und Teilnehmer können dann einen regulären Bachelorstudiengang beginnen und bekommen von der Hochschule für diese Zeit einen Tutor oder eine Tutorin gestellt. Auch die Universität Köln hatte 2019 mit dem „SUSHI“-Programm eine inklusive Sommerschule geschaffen.
Inklusion: Sichtbarkeit in alle Richtungen
Um Studieren inklusiver zu gestalten, braucht es Sichtbarkeit — für die Menschen, die mit intellektueller Behinderung leben und studieren wollen. Aber auch für die Angebote und Möglichkeiten. Die sind in Deutschland zwar noch selten, doch bringt Aufmerksamkeit für Projekte wie ARTplus vom Eucrea Verband Kunst und Behinderung e. V. mehr inklusive Projekte ins Rollen. Eucrea setzt sich unter anderem für die Inklusion innerhalb künstlerischer Hochschulbildung ein.
Wie ein Studium für Menschen mit intellektueller Behinderung aussehen kann, darüber haben wir in dieser Folge „Zurück zum Thema“ mit Hans-Joachim Reich gesprochen. Er ist Professor an der Hochschule für Künste im Sozialen Ottersberg und arbeitet innerhalb des Projektes ARTplus mit Studierenden mit und ohne Behinderung. Angela Müller-Giannetti, Projektleiterin von ARTplus, erklärt, wie es um die Inklusion im akademischen Betrieb in Deutschland steht.