Ciao Kirche
Was die Zahl der Mitglieder angeht, hat es für die beiden großen Kirchen in Deutschland noch nie so schlecht ausgesehen. Nicht einmal mehr die Hälfte der Menschen in Deutschland ist evangelisch oder römisch-katholisch, erstmals seit Jahrhunderten sind die Kirchenmitglieder hierzulande in der Minderheit. Schon seit Jahrzehnten haben die Kirchen mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen, in den vergangenen Jahren hat sich dieser Trend allerdings noch einmal verstärkt: Seit 2016 verlieren die Kirchen jedes Jahr mehr als ein Prozent ihrer Mitglieder. Insbesondere der Umgang der Kirchen mit den Missbrauchsskandalen der Vergangenheit hat viele Mitglieder zum Austritt bewegt.
Ohne Gott durchs Leben
Unter den ehemaligen Kirchenmitgliedern sind auch Menschen, die ihren Glauben außerhalb der Institution Kirche leben wollen. Insgesamt geht mit dem Einfluss der Kirchen allerdings auch die Bedeutung des christlichen Glaubens zurück. Selbst innerhalb der Kirchen wächst die Zahl derer, die nicht an Gott glauben. Es sind also nicht nur die Glaubensinhalte, die die verbleibenden Mitglieder noch in den Kirchen halten. Denn die Kirche prägt auch abseits von theologischen Fragen die Lebenswelt ihrer Mitglieder, etwa durch Veranstaltungen der Gemeinde oder christliche Rituale wie Taufe, Kommunion oder Konfirmation und die kirchliche Heirat.
Wie christlich ist Deutschland also noch? Und wie verändert sich unsere Gesellschaft, wenn die Kirchen eine immer kleinere Rolle spielen? Darüber spricht detektor.fm-Moderator Yannic Köhler mit Gert Pickel, Professor für Religions- und Kirchensoziologie an der Universität Leipzig.