Ende des 19. Jahrhunderts haben Deutsche angefangen, in Gebieten des heutigen Namibia zu siedeln. Dort hat damals das Volk der Herero gelebt. Im Laufe der Jahre haben sich die Siedler immer mehr Land genommen und die Diskriminierungen und Misshandlungen gegenüber den Herero wurden schlimmer. Daraufhin haben die Herero einen Aufstand gestartet. Der wurde vom deutschen General Lothar von Trotha niedergeschlagen. Dabei wurden zwischen 40 000 und 60 000 Herero getötet, über die genaue Zahl wird bis heute debattiert. Der General gab einen Schießbefehl inklusive Belohnung für getötete Herero.
Aufarbeitung
Der Völkermord an den Herero und Nama ist bis heute nicht ausreichend aufgearbeitet worden – und wird von der Bundesregierung auch nicht als solcher anerkannt, was seit Jahren von Aktivistinnen und Aktivisten gefordert wird. Sie beruft sich vielmehr darauf, dass die UN-Menschenrechtskonvention nicht rückwirkend anwendbar ist. Außerdem würden „Reparationen“ und „Wiedergutmachung“ nicht auf den Kontext der deutsch-namibischen Gespräche passen. Nachfahren der Herero bemühen sich darum, in Verhandlungen mit der Bundesregierung zu treten, doch sie werden nicht einbezogen. Auch in Namibia werden sie seitens der Regierung nicht vertreten.
Aufklärung
In deutschen Schulen wird meistens nicht über die koloniale Vergangenheit Deutschlands gesprochen. Im bayerischen Lehrplan zum Beispiel steht, dass die Grundzüge und Auswirkungen auf die betroffenen Völker durch Imperialismus an einem Beispiel gelehrt werden soll. Dann wird oft über Frankreich, Großbritannien oder Spanien gesprochen – und die Schuld damit auf andere geschoben.
Und auch wenn über die deutschen Kolonialverbrechen gesprochen wird, werden eurozentristische und kolonialistische Narrative reproduziert. Die Herero und Nama werden als Opfer dargestellt und nicht als eigenständige Akteure. Oder die Vielfalt der Völker und Länder werden undifferenziert als „afrikanisch“ verallgemeinert.
Welche Bedeutung die kolonialistische Vergangenheit Deutschlands heute noch hat, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde mit Joshua Kwesi Aikins gesprochen. Er lehrt Entwicklungspolitik und postkoloniale Studien in Karlsruhe. Der Herero-Nachfahre und Aktivist Israel Kaunatjike erklärt, wie er für Entschädigung und Anerkennung der Herero kämpft, und Josephine Apraku vom Institut für diskriminierungsfreie Bildung in Berlin erzählt, wieso deutscher Kolonialismus in Schulen thematisiert werden sollte.