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Jung Hawon | AFP
Bild: Jung Hawon | AFP

Zurück zum Thema | Berichterstattung über sexuelle Gewalt

Wie sieht ein sensibler Umgang mit Betroffenen aus?

Um sexuelle Gewalt aufzudecken, kann journalistische Arbeit helfen. Meist wird viel über den Täter und den Tathergang gesprochen – die Betroffenen bleiben dabei oft außen vor. Wie kann ein sensibler Umgang bei der medialen Berichterstattung über sexuelle Gewalt aussehen?

Während der Recherche für das Youtube-Format STRG_F entdeckt Journalistin Patrizia Schlosser auf der Pornowebsite xHamster Aufnahmen, die Menschen auf Toiletten zeigen. Die intimen Aufnahmen sind ohne das Einverständnis derer entstanden, die in ihnen zu sehen sind – eine Form der sexuellen Gewalt.

Sexuelle Gewalt in den Medien

Die Reportage rückt ein vernachlässigtes Thema in den Fokus der Öffentlichkeit. Betroffene kritisieren aber, wie mit der Thematik umgegangen wird.

Frau Schlosser hat sich über unser Selbstbestimmungsrecht hinweggesetzt, als sie sich das Material angeschaut hat – obwohl sie wusste, dass es ohne die Zustimmung der Betroffenen entstanden ist.

Verena*, möglicherweise Betroffene

Eine Person, die das Festival besucht hat, auf dem ein Teil der Aufnahmen entstanden sind, empfindet Patrizia Schlossers Ton als zu plauderhaft. Es zeuge außerdem von wenig Respekt und Sensibilität gegenüber den Betroffenen, dass der Täter während der Reportage selbst zu Wort kommen und seine Taten relativieren kann.

Der einzige Ansatzpunkt, und diese Information erhielt ich auch wieder und wieder von Beratungsstellen, ist in diesem Fall das Netzwerk der Täter.

Patrizia Schlosser, Autorin bei STRG_F

Eine Frage der Medienethik

Der journalistischen Arbeit liegen ethische Richtlinien zugrunde. Ob diese jedoch ausreichen, um die mentale Gesundheit der Betroffenen zu schützen, steht in diesem Zusammenhang zur Debatte. Der STRG_F-Beitrag wirke wie ein „Abenteuerspiel“, heißt es von einer Festival-Besucherin. Außerdem hat sich die Journalistin die Aufnahmen angesehen – obwohl klar war, dass diese ohne Einverständnis der Abgebildeten entstanden sind.

Aus meiner Sicht wird in den klassischen Medien nicht ausreichend über die Thematik berichtet.

Christian Schicha, Medienethik-Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang spricht mit Patrizia Schlosser über ihre Beweggründe. Sie ist Autorin des Beitrags. Fragen zu den ethischen Aspekten bezüglich der Reportage beantwortet Christian Schicha, Professor für Medienethik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

*Name geändert

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