Scholz bekommt prominente Post
Große Reichweite bringt auch große Verantwortung mit sich. So oder so ähnlich könnte man den bekannten Spiderman-Satz umformulieren, um Prominente daran zu erinnern, welche Wirkkraft ihre Stellungnahmen haben können. Teil der öffentlichen Debatte sind immer wieder offene Briefe, geschrieben und unterzeichnet von Promis und Intellektuellen. Aktuell sorgen zwei offene Briefe an Bundeskanzler Olaf Scholz für Aufmerksamkeit. Thema der Briefe ist die sehr komplexe Frage, ob Deutschland schwere Waffen an die Ukraine liefern sollte. Eine Gruppe ist entschlossen dafür, die andere dagegen.
Offene Briefe haben Tradition
Mithilfe großer Zeitungen, Fernsehsendern und sozialer Medien können offene Briefe heutzutage schnell die Runde machen. So konnte Olaf Scholz seine öffentliche Post in der Zeitschrift Emma und in der Zeit lesen. Aber auch schon in der Vergangenheit haben Personen der Öffentlichkeit in Briefform ihre Meinung kundgetan.
Ein berühmtes Beispiel stellt der offene Briefe des französischen Schriftstellers Émile Zola von 1898 an den französischen Präsidenten Félix Faure dar. Zola machte damals die sogenannte Dreyfuß-Affäre öffentlich und musste danach ins Exil gehen, um einer Haftstrafe zu entgehen.
Wie hat es sich mit offenen Briefen in der Historie verhalten? Liefern diese Briefe einen positiven Beitrag für die öffentliche Debattenkultur oder sind sie eigentlich nicht viel mehr als „Meinungs-Newsletter“ prominenter Menschen? Darüber hat detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt mit dem Kulturphilosophen Andreas Urs Sommer von der Universität Freiburg gesprochen.