Dringender Bedarf an Spendern
Bundesweit warten etwa 9 500 Patienten auf eine Organspende. Pro Jahr spenden aber nur knapp 1 000 Menschen ein Organ. Deshalb stirbt statistisch gesehen alle acht Stunden ein Patient, weil er nicht rechtzeitig ein Spenderorgan bekommt.
Im europäischen Vergleich ist Deutschland Letzter: Auf eine Million Einwohner kommen nur knapp zehn Organspender. Am besten läuft die Organspende in Spanien: hier gibt es die Widerspruchslösung. Das heißt, jeder, der nicht aktiv widerspricht, ist automatisch Spender. Deshalb gibt es in Spanien rund 47 Spender auf eine Million Einwohner – das sind fast fünf mal so viele wie in Deutschland. Der Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht da dringenden Handlungsbedarf. Deswegen hat er bei der Bundestagsdebatte heute noch einmal für die doppelte Widerspruchslösung geworben, jedoch ohne Erfolg. Der Gesetzentwurf ist abgelehnt worden.
Nicht nur die Debatte im Bundestag zeigt: Nicht alle sind sich einig darüber, wo die Gründe für fehlende Spenderorgane liegen.
Ein Kompromiss für die Organspende?
Ein anderer Lösungsvorschlag kam von der Grünen-Chefin Annalena Baerbock: Wer spenden möchte, muss sich nach wie vor aktiv dazu entscheiden. Diejenigen, die keine Spender sein wollen, sollen in Zukunft regelmäßig zu ihrer Spendenbereitschaft befragt werden. Der Bundestag hat der sogenannten Entscheidungslösung zugestimmt. Nun muss an der Umsetzung gearbeitet werden.
Die detektor.fm-Moderatorin Maureen Welter hat Wolfram Henn vom Deutschen Ethikrat und Burkhard Tapp vom Verband der Organtransplantierten e. V. nach ihren Einschätzungen zur Zustimmungslösung gefragt.