Länger als fünf Wochen haben Berliner Krankenhausbeschäftigte der Charité und der Vivantes-Kliniken gestreikt. Die Pflegekräfte haben bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal gefordert. Nun haben sich die Vertragsparteien in einem Eckpunktepapier auf wesentliche Punkte geeinigt. Vor allem sollen Überstunden vermieden und ein besserer Personalschlüssel angewendet werden.
Tarifvertrag statt profitorientierte Pflege
Die Einigung in Berlin löst jedoch nicht das größere Problem des bundesweiten Pflegenotstands. Derzeit fehlen in der Kranken- und Altenpflege etwa 200 000 Fachkräfte in ganz Deutschland. Der Deutsche Pflegerat schätzt, dass bis 2030 einerseits die Anzahl der Pflegebedürftigen auf 5,1 Millionen wachsen wird. Andererseits wird der Fachkräftemangel in den nächsten zehn Jahren auf 500 000 Personen ansteigen.
Bundeseinheitliche Regelungen gegen den bundesweiten Pflegenotstand
Beim deutschen Pflegetag in Berlin hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine bessere Organisation und mehr Verantwortung von den Pflegekräften gefordert. Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates, sieht hingegen im Einstiegsgehalt von 4.000 EUR eine Lösungsmöglichkeit im bundesweiten Pflegenotstand. Denn durch mehr Lohn würde sich die Lebensqualität der Pflegekräfte verbessern. Außerdem würde durch ein höheres Gehalt die gesellschaftliche Wertschätzung für das Pflegepersonal zunehmen und diese Berufsgruppe somit mehr Zulauf bekommen. Jakob Walther von der Initiative „Walk of Care“ betont, dass vor allem die Politik bei den wichtigsten Fragen am Zug ist: Wie kann die Pflege in Beruf und Ausbildung attraktiver werden? Und wie lässt sich der höhere Personalaufwand gerecht finanzieren?
Wie kann eine gute Pflege in der Zukunft gestaltet werden? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth mit Ulrike Döring, Präsidiumsmitglied des Deutschen Pflegerates. Außerdem berichtet Stefan Sell über mögliche Wege aus dem Pflegenotstand. Er ist ausgebildeter Krankenpfleger und Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften an der Hochschule Koblenz.