Explodierende Mieten in Lissabon
Die Mieten explodieren, Einheimische müssen an den Stadtrand ziehen oder bauen sich Hütten aus Holz und Blech. Der Wohnungsmarkt in Portugal ist angespannt. In den letzten zehn Jahren haben die Kaufpreise für Immobilien in Portugal um 75 Prozent zugenommen, während die Mieten um fast 25 Prozent gestiegen sind. Ein Problem ist, dass sich Portugal als beliebtes Ziel für digitale Nomaden etabliert hat. Das zeigt sich besonders in der Hauptstadt Lissabon. Auf 500 000 Einwohner und Einwohnerinnen kommen dort knapp 20 000 ausländische Arbeitskräfte, die nicht nur mehr verdienen als die meisten Portugiesinnen und Portugiesen, sondern dank der Gesetzeslage auch weniger Steuern zahlen.
2022 führte Portugal ein einjähriges Visum für digitale Nomaden aus aller Welt ein. So sollen ausländische Fachkräfte einfach ins Land kommen können und dort arbeiten. Das Visum können Fernarbeiterinnen und Fernarbeiter beantragen, die mindestens das Vierfache des portugiesischen Mindestlohns verdienen — also etwa 2.800 Euro oder mehr im Monat. In der Folge sind die Mietpreise in den Metropolen Porto und Lissabon sehr stark angestiegen, weil immer mehr Leute dorthin ziehen, die mehr Geld verdienen als die ansässige Bevölkerung. So wird auch Wohnraum für Studierende und junge Familien knapp.
Digitale Nomaden gefährden den Wohnungsmarkt
In den letzten Wochen haben mehrere tausend Menschen in Portugal für das Recht auf Wohnen demonstriert. Sie fordern bezahlbaren Wohnraum und mehr sozialen Wohnungsbau. Kann Portugal seinen Wohnungsmarkt retten? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Marie Jainta mit Luís Filipe Gonçalves Mendes. Er ist Stadtgeograf und engagiert sich bei der Initiative „Morar em Lisboa“, zu deutsch „Leben in Lissabon“. Die Initiative setzt sich gegen die Verdrängung portugiesischer Einwohnerinnen und Einwohner vom Lissaboner Wohnungsmarkt ein.