Neun Monate nach dem rassistisch-motivierten Anschlag auf eine Synagoge und einen Imbiss in Halle (Saale), beginnt der Prozess im Landesgericht Magdeburg. Mit dem Prozessauftrakt stellt sich für die Medien die Frage, wie sie darüber berichten können. Sie stecken in der Zwickmühle: Einerseits ist es die Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten, über Taten und deren Motive zu informieren. Andererseits sollten Medien den rechtsextremen Tätern keine Plattform bieten, auf der sie ihre Ideologie verbreiten können.
Medien in der Verantwortung
Der Täter von Halle verfolgt mit seinem Attentat eine ganz bestimmte Agenda, die er auch im Prozess zur Schau trägt. Viele Medien sind seiner Bitte nachgegangen, seinen vollen Namen zu nennen und sein Gesicht auf Fotos nicht zu verpixeln. Auch betitelte etwa der Spiegel einen Artikel mit einem Zitat, welches sein rassistisches, sexistisches und antisemitisches Gedankengut wiedergibt. Und das ist problematisch. Denn auch so verbreiten sich diese menschenfeindlichen Inhalte.
Solidarität mit den Betroffenen
In einem offenen Brief, bittet die Nebenklage im Halle-Prozess die Medien, den Namen des Attentäters nicht zu nennen. „Dies verstärkt lediglich seinen Bekanntheitsgrad, stellt ihn fälschlicherweise als Einzeltäter heraus und trägt dazu bei, ein Narrativ, dem wir uns nicht anschließen, zu verbreiten“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Wie sie beruflich mit der Problematik umgeht, das erzählt die Journalistin Pia Stendera im Interview mit detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde. Die taz-Journalistin begleitet momentan den Prozess in Magdeburg. Elke Grittmann ist Professorin für Medien und Gesellschaft an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Sie erklärt, wie Journalistinnen und Journalisten von einem Prozess wie Halle berichten sollten, ohne dem Täter eine Bühne zu geben.