Deutsches Gesundheitssystem in der Kritik
Wie auch im Rest der Gesellschaft ist Rassismus im Gesundheitssystem ein strukturelles Problem. Immer wieder berichten Menschen von Unterschieden bei der Terminvergabe, weil etwa ihr Name einen Migrationshintergrund vermuten lässt. Außerdem würden gesundheitliche Probleme häufiger nicht festgestellt oder einfach heruntergespielt. Das kann dazu führen, dass die falsche Art oder die falsche Menge von Medikamenten verschrieben wird.
Das Problem beginnt oft bereits im medizinischen Ausbildungsprozess, wo der Fokus auf weißen Menschen liegt und rassistische Stereotype und Vorurteile in einigen Fällen als medizinische Klassifikation vermittelt werden. Mit dem „Morbus Mediterraneus“ wird im Gesundheitssystem zum Beispiel die Ansicht ausgedrückt, dass Menschen aus dem Mittelmeerraum sich häufig dramatischer über Schmerzen beschweren als es andere Menschen tun würden.
Neue Studie zeigt Aktualität des Problems
Das zeigt auch eine Studie, die das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung im November 2023 veröffentlicht hat. Darin wird deutlich, dass rassistisch markierte Menschen in Deutschland häufiger Erfahrungen mit Diskriminierung im Gesundheitssystem machen als weiße Menschen. Wer von Rassismus betroffen ist, berichtet im Schnitt häufiger davon, dass Beschwerden nicht ernst genommen werden. Nicht-weiße Menschen wechseln aus diesem Grund auch häufiger den Arzt, weil sie sich nicht verstanden und falsch behandelt fühlen. Trotz der neuen Studienlage scheint sich zumindest auf politischer Ebene bisher wenig zu bewegen.
Wie Rassismus sich im deutschen Gesundheitssystem äußert und was dagegen getan wird, fragt detektor.fm-Moderatorin Alea Rentmeister den Leiter der Geschäftsstelle für den Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor, Cihan Sinanoglu, und den SPD-Politiker Herbert Wollmann, Mitglied im Gesundheitsausschuss der Bundestages, in der neuen Folge „Zurück zum Thema„.